Teufelsee und Pfaffensee


Schlagworte: 
Ackerland, See, Wiese
Pfaffensee und Teufelsee. © S. Rösner
  • 16 Apr, 2015
  • V. Mader, M. Marx, S. Rösner

Gebietsbeschreibung

NSG Teufelsee und Pfaffensee zwischen Echzell und Reichelsheim-Weckesheim

Zwischen Hungen und Reichelsheim erstreckt sich auf einer Länge von 15 km ein Band mit Braunkohlevorkommen. Kein Wunder also, dass im Gebiet des heutigen Teufelsee und Pfaffensee zwischen 1962 und 1989 Braunkohle mit langen Förderbändern abgebaut wurde: insgesamt 18 Millionen Kubikmeter Kohle. Das Kohlekraftwerk in Wölfersheim wurde 1991 stillgelegt. Beide Restlochseen mit ihren Uferzonen wurden 1998 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, das 91 Hektar umfasst. Seitdem wurden der „Große und Kleine Grubenteich“ zwischen beiden Seen als Amphibiengewässer angelegt, das auch für Libellen einen geeigneten Lebensraum darstellt.

Umsäumt von 5,0 km langen Hecken bieten beide Seen nicht nur geeignete Lebensräume für viele Wasser- und Watvögel, sondern auch für Singvögel, die in Hecken und Gebüschen ihre Nester bauen. Durch die Nähe zu anderen Gewässern, wie Bingenheimer Ried oder Unterer Knappensee (der sogar als erster Restlochsee komplett unter Naturschutz gestellt wurde), ist ein reger Austausch der Vogelwelt möglich. Der Pfaffensee beherbergt zum Beispiel das einzige hessische Brutvorkommen des Rothalstauchers. Auch zur Zugzeit oder als Überwinterungsgebiet sind beide Seen von großer Bedeutung. Etwa 200 Vogelarten rasten oder brüten hier.

Im Jahre 1998 hat man die beiden Seen samt ihrer Uferzone unter Naturschutz gestellt. 10 Jahre später wurde das Gebiet zudem in das Natura 2000 Netz von Schutzgebieten eingegliedert. Mit knapp 90 ha Größe bietet dieses Gebiet einigen Liebellen (Feuerlibellen, Becherjungfer) aber auch Amphibien-Arten wie der Knoblauchkröte ein Refigium. Die Vogelwelt ist nicht nur zur Brutzeit, sondern auch insbesondere zur Zugzeit mannigfaltig. Hier sind insbesondere die Brutvorkommen des Rothalstauchers als auch der Rohrweihe zu erwähnen. Mehrere Beobachtungsstände erlauben den Besucher/innen von erhöhtem Standpunkt aus, mit Fernglas oder Spektiv die Vogelwelt zu beobachten. Aus Reichelsheim, Echzell oder Weckersheim ist das Gebiet zu Fuß oder Rad über geteerte Feldweg zu erreichen. Mit dem unweit liegeneden Bingenheimer Ried ist dieses Gebiet nicht nur an sonnigen Wochenenden einen Ausflug wert. 

Es gibt drei Beobachtungstürme:

  1. Im Süden des Pfaffensees: 50.372977, 8.861715
  2. Im Nordes des Pfaffensees: 50.377361, 8.859682
  3. Im Südwesten des Teufelsees: 50.373368, 8.846952

Literatur:

  • Eichelmann, R.; Pfuhl, F. U. (2011): Auenlandschaft Wetterau. Naturjuwel im Herzen Europas, Lauterbach
  • RP Darmstadt, Forstamt Nidda (2010): Naturschutzgebiet Teufelsee und Pfaffensee
  • RP Darmstadt (2013) 

Weitere Infos:

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Teufelsee und Pfaffensee

Rothalstaucher ( Podiceps griseigena )

Artname (deutsch): 
Rothalstaucher
Englischer Artname: 
Red-necked grebe

Rothalstaucher benötigen für ihr frühjährliches Brutgeschäft relativ kleine Gewässer mit dichten Verlandungszonen. Darin sind ihre Jungen vor Wind und Wetter geschützt und können sich prächtig entwickeln. Dem Pfaffensee scheint vor allem ein Rothalstaucherpärchen besonders treu zu sein. Jedes Jahr aufs Neue besuchen sie den gleichen Brutplatz. Seit 2008 leisten ihnen aber etwa vier weitere Paare im Frühjahr Gesellschaft und versuchen ihre Brut aufzuziehen. Da die Vegetation in den Uferbereichen allerdings zu gering zu sein scheint, waren die Brutversuche der Pfaffensee-Rothalstaucher bisher leider wenig erfolgreich. Nichtsdestotrotz heißt es unsererseits: Daumen drücken für die nächsten Küken! Vielleicht lassen sich dann die Jungtiere mit ihrem rostroten vorderen Halsbereich und der Streifen am Kopf einmal vor Ihnen blicken.

Schwarzhalstaucher ( Podiceps nigricollis )

Artname (deutsch): 
Schwarzhalstaucher
Englischer Artname: 
Black-necked grebe

Hessen gehört zu den westlichsten Verbreitungsgebieten des Schwarzhalstauchers. Dieser brütet hier bevorzugt an anthropogen beeinflussten, flachen, algenreichen, fischarmen Gewässern. Dort finden sie zur Brutzeit genügend Nahrung für die Jungen. Sie jagen vor allem Wasserinsekten und verfüttern sie an die Küken. Diese verbringen ihre Zeit entweder wartend im frei schwimmenden Nest oder werden von ihren Eltern auf dem Rücken mit über das Wasser genommen. Die schwarz gestreiften Köpfe der Jungen gucken dabei häufig aus dem dunklen Rückengefieder des Elterntieres hervor.  Erwachsene Schwarzhalstaucher im Prachtkleid lassen sich dabei sehr gut an ihren roten Augen mit den gelben Ohrbüscheln am schwarzen Kopf erkennen. 

Baumfalke ( Falco subbuteo )

Artname (deutsch): 
Baumfalke
Englischer Artname: 
Hobby

Baumfalken gehören wie alle Falken zu Nestrecyclern. Das heißt, sie benutzen alte, verlassene Nester vor allem von Krähen. Da in den 1960er/70er Jahren viele Krähennester entfernt wurden, fanden auch die Baumfalken weniger Nistmöglichkeiten und der Bestand verringerte sich. Zum Glück findet er heute aber wieder alte Nester. Da einige davon in Stadtnähe auf Hochspannungsmasten zu finden sind, konnte er nach und nach auch urbanere Gebiete erobern. Neben der Nestverfügbarkeit ist aber vor allem das Vorhandensein großer Schwalbenkolonien oder vieler Großinsekten, wie Maikäfern oder Libellen, ausschlaggebend für das Vorkommen von Baumfalken. Seine Beute schlägt er in einem atemberaubenden, wendigen Sturzflug, Insekten werden danach während des Gleitflugs gefressen. Zu erkennen ist der begabte Kleinvogeljäger, wenn er erwachsen ist, an seinem rötlichen Gefieder an den Beinen – auch Hosen genannt.

Trauerseeschwalbe ( Chlidonias niger )

Artname (deutsch): 
Trauerseeschwalbe
Englischer Artname: 
Black tern

Die Trauerseeschwalbe ist in Hessen nur noch als Durchzügler auf dem Hin- oder Rückweg zu und von den Überwinterungsgebieten zu sehen. Bis Mitte des 19 Jahrhunderts könnte die zu den Sumpfseeschwalben zählende Art auch in Hessen gebrütet haben. Allerdings existieren keine konkreten Dokumentationen über Küken oder Eier. Die Beschreibungen der früheren Landschaft legen aber das Vorhandensein möglicher Bruthabitate nahe. Trauerseeschwalben benötigen vegetationsreiche Weiher und Seen, oder Gräben mit Schwimmblättern, die als Nestanlage genutzt werden können. Solche Bruthabitate finden sie aber nur noch in Ost- und Norddeutschland. Dort sind die oberseitig einheitlich grau gefärbten Tiere mit schwarzem Kopf und Körper von April bis September während des Brutgeschäfts zu beobachten.