Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Schwarzkehlchen
Saxicola rubicola
Schwarzkehlchen. © M. Hoffmann

Hessen stellt das nördlichste Verbreitungsgebiet des Schwarzkehlchens dar. Durch günstiges Klima positiv beeinflusst, stiegen die Bestandszahlen seit den 1990er Jahren stetig an. Brüten tut diese zu den Schnäppern zählende Art vor allem in niedrigen Büschen mit Zugang zu offenen bzw. gering bewachsenen Arealen als Nahrungshabitat. Dem Schwarzkehlchen ist es für seinen Brutplatz übrigens egal, ob dieser auf trockenem oder feuchtem Boden ist – im Gegensatz zu anderen Gebüschbrütern. In Südhessen ist es übrigens auch möglich Blau- und Schwarzkehlchen im gleichen Brutgebiet zu beobachten. Dort kommen beide Arten in schilfbewachsenen Gräben vor.

Rote Liste 3 Hessen
Schwarzmilan
Milvus migrans
Der Schwarze Milan. © M. Schäf
Weltweit ist der eindrucksvolle Schwarzmilan die häufigste Greifvogelart und auch charakteristisch für die hessischen Rheinauen, denn er hat eine Vorliebe für gewässerreiche Landschaften. Die Brutplätze liegen oft in Waldrandnähe, in „Galeriewäldern“ entlang der Fließgewässer oder in Baumreihen. Im Flug zeigt sich – wenn auch nicht so deutlich wie beim Rotmilan – sein leicht gegabelter Schwanz. Der Schwarzmilan ernährt sich von Fischen, Kleinsäugern und Vögeln, die meist als Aas aufgenommen werden. Auch an Mülldeponien sucht er nach etwas Fressbarem und baut regelmäßig Plastikreste in seine Nester ein.
Schwarzmilan
Milvus migrans

Die Schwarzmilane, die im Vergleich zu den Rotmilanen im Flug eine weniger starke Schwanzgabelung aufweisen, sind weltweit gesehen die häufigste Greifvogelart. In Deutschland beherbergt Hessen die meisten der deutschen Brutbestände – mehr als 10%. Üblicherweise halten sich Schwarzmilane in gewässernahen Waldrandbereichen oder in sogenannten „Galeriewäldern“ auf. Demnach besteht auch ihre Nahrung hauptsächlich aus Fischen, aber kann auch – oft schon tote – Kleinsäuger und Vögel beinhalten. Dafür suchen sie nicht selten in großen Trupps über Mülldeponien. Da Schwarzmilane oft in größeren Gruppen unterwegs sind, ist es auch nicht verwunderlich, dass sie Gemeinschaftsschlafplätze bilden. Nach dem Ende des Brutgeschäfts können an solchen Orten mehr als 100 Vögel zusammen anzutreffen sein, wovon die ersten ab Ende Juli in die westafrikanischen Überwinterungsgebiete aufbrechen.

Schwarzspecht
Dryocopus martius

Der Schwarzspecht ist ein sehr wichtiger Vogel für die Populationsdynamiken anderer Tiere, wie Vögel, Säuger und Insekten. Seine ausgedienten Höhlen brüten zum Beispiel für Hohltauben, Raufußkäuze oder Dohlen. Allerdings nimmt der Bau einer Höhle etwa drei bis vier Wochen in Anspruch. Deshalb wird nur etwa alle 7 Jahre eine neue Höhle pro Brutrevier gebaut, bevorzugt in einer mindestens 120 Jahre alten Rotbuche. Das Fällen von Höhlenbäumen bzw. deren forstliche Nutzung hat also direkte Auswirkungen auf die Entwicklung von Beständen des Schwarzspechtsund seinen nachfolgenden Höhlennutzern. Durch die Umwandlung von Niederwäldern in Hochwälder oder durch die Fichtenförderung und damit einhergehend die Förderung von Holzameisen, die Schwarzspechte als Nahrung bevorzugen, sowie der Jagdeinstellung auf Schwarzspechte, ist die Art in den letzten Jahren in ihrem Bestand stabil geblieben.

Seekanne
Nymphoides peltata
<p>Wie eine Miniaturausgabe der deutlich größeren Seerosen wirken die auf der Wasseroberfläche treibenden Blätter der Seekanne. Der Schein trügt jedoch; mit den Seerosen besteht keine nähere Verwandtschaft. Die schwimmfähigen Blätter sind lediglich eine Anpassung an den ähnlichen Lebensraum. Vielmehr ist die Seekanne mit den Enzianen und dem Fieberklee verwandt. Die am Grund verwurzelte Pflanze bildet bis zu 1,5 m lange Triebe und streckt nur Schwimmblätter und Blüten über die Wasseroberfläche hinaus. Die Blüten sind gelb und an den Rändern fein zerfranst. Die Blütezeit liegt im Sommer; den Winter übersteht die Pflanze zurückgezogen als Rhizom im Schlamm des Gewässergrundes. Die bevorzugten Wuchsorte der Seekanne sind sommerwarme, stehende oder langsam fließende Gewässer der großen Stromtäler. In Hessen findet sie sich daher fast ausschließlich entlang des Rheins. Als Zierpflanze in Gartenteichen erfreut sich die Seekanne großer Beliebtheit. Gelegentlich verwilderte Exemplare im restlichen Hessen gehen wohl auf diesen Umstand zurück.</p>
Singdrossel
Turdus philomelos

Den oft wiederholten Gesang der Singdrossel haben bestimmt viele Menschen schon einmal vernommen. Dennoch ist diese Vogelart vielen unbekannt, da sie sich häufig gut versteckt in dichtem Gebüsch aufhält. Zusätzlich trägt auch ihre unauffällige braune Färbung zu ihrer Unscheinbarkeit bei. Aber  nur, weil man sie nicht oft zu Gesicht bekommt, heißt das nicht, dass Singdrosseln selten bei uns vorkämen. Ganz im Gegenteil. Sie kommt in Hessen zwar  nirgendwo in extrem hoher Dichte vor, doch zählt sie dennoch zu den häufigsten Brutvögeln mit 111000 – 125000 Brutpaaren. Das kommt vor allem durch ihr regelmäßiges Vorkommen in Wäldern aller Art, aber auch im reich strukturierten Offenland oder in begrünten Ortsteilen zustande. Da sie nicht auf Altholzbestände angewiesen ist, kann weiterhin davon ausgegangen werden, dass sie auch in Zukunft keine Bestandseinbußen zu verzeichnen haben wird.

Star
Sturnus vulgaris
Ein Star Im Prachtkleid. © S. Rösner

Früher war der Star ein typischer Zugvogel, bekannt aus dem Kinderlied „Alle Vögel sind schon da“: Er erschien im Frühjahr, sammelte sich im Herbst in großen Schwärmen und war im Winter nicht mehr zu sehen. Dies hat sich in den letzten Jahrzehnten stark geändert, denn immer mehr Stare überwintern bei uns und werden an Fütterungsstellen im Winter gesehen.

Obwohl er bei uns seit 20 Jahren leicht abnehmende Tendenzen aufweist, zählt er noch immer zu den zehn häufigsten Vogelarten in Deutschland und in Hessen. Als Höhlenbrüter profitiert er vom hohen hessischen Waldanteil, besiedelt aber auch fast alle anderen Lebensräume. Da er zur Nahrungs­suche weite Wege fliegen kann, dringt er bis in die Zentren der Großstädte vor, wobei er dort oft vom gemähten Zierrasen profitiert – ebenso wie Amsel, Elster und Rabenkrähe. In Stadtparks kann er zum Teil sehr hohe Dichte erreichen, so konzentrieren sich hier im Herrengarten auf 12 Hektar bis zu 65 Paare. Bei den Obst­bauern wird er weniger gern gesehen, da er sich besonders im Sommer und Herbst überwiegend von Früchten ernährt und in großen Schwärmen in Obstkulturen und Weinbergen einfallen kann.

Der Star ist ein guter Sänger und kann den Gesang anderer Arten und Geräusche nachahmen. Deshalb war der Star in der Bevölke­rung früher so beliebt, dass er von den Europäern zur Kolonialzeit fast überall mit in die Welt gebracht wurde. Nun kommt er fast auf allen Kontinenten vor und ist inzwischen eine der häufigsten Vogelarten mit geschätzten 600 Millionen Individuen weltweit.

Quelle: HGON 2010 

Steinkauz
Athene noctua
<p>Weil ihm der Streuobstgürtel im Raum Frankfurt noch ausreichend Lebensraum bietet, ist die Brutpopulation des Steinkauzes in Hessen im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders groß und stabil. Als sehr standorttreuer Bodenjäger ernährt sich die durch die Vorliebe für Streuobst auch als „Äpplereule“ bekannte Art vor allem von Mäusen und benötigt dafür Flächen mit niedriger Vegetation.</p>
Steinkauz
Athene noctua
Weil ihm der Streuobstgürtel im Raum Frankfurt noch ausreichend Lebensraum bietet, ist die Brutpopulation des Steinkauzes in Hessen im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders groß und stabil. Als sehr standorttreuer Bodenjäger ernährt sich die durch die Vorliebe für Streuobst auch als „Äpplereule“ bekannte Art vor allem von Mäusen und benötigt dafür Flächen mit niedriger Vegetation.
Steinschmätzer
Oenanthe oenanthe
Steinschmätzer auf Maisacker rastend. © S. Rösner
Der Steinschmätzer bevorzugt steppenartige, steinige Landschaften. Durch seine sich markant voneinander absetzende Farbgestaltung ist er gut erkennbar wenn er am Boden entlang hüpft. Da die Bruträume sich durch Eutrophierung in den hessischen Mittelgebirgen stark verschlechtert haben, gehört er leider zu den in Hessen am stärksten gefährdeten Vögeln, denn sein Bestand ist seit 1950 um 99% gefallen. Während der Vogelzüge im Frühjahr und Herbst, bei denen die Vögel insgesamt 40000 km zurücklegen, können in den Offenlandschaften auch Tiere aus Nord-Ost-Europa gesichtet werden. Dieser in Hessen vermutlich ehemals mit mehreren tausend Brutpaaren weit verbreitete vorkommende attraktive Singvogel steht mittlerweile kurz vor dem Aussterben. Eine Erfassung seiner Brutplätze im Jahr 2000 durch die HGON ergab einen Bestand von nur noch 30 - 50 Paaren. Damit ist der Steinschmätzer deutlich seltener als z. B. der Weißstorch. Steinschmätzer ziehen zum Überwintern nach Afrika. Zur Brut und Jungenaufzucht benötigen sie weithin schütter bewachsene Flächen, auf denen sie am Boden rennend Insekten jagen können. Auf dem August-Euler-Flugplatz brüten mit etwa 10 Paaren etwa ein Viertel aller verbliebenen hessischen Steinschmätzer. Um die Art zu unterstützen, wurden hier Steinhaufen ausgebracht, in denen die Vögel gerne brüten.
30-50 Brutpaare in Hessen

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