Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort ascending Beschreibung Schutzstatus
Rotmilan
Milvus milvus

Unverwechselbar ist dieser elegante Greifvogel mit seiner großen Spannweite und dem tief gegabelten Schwanz – daher kommt auch der Name „Gabelweihe“. Der Rotmilan besiedelt vor allem Landschaften aus einem Mosaik aus kleineren Wäldern, Wiesen und Äckern. Er brütet meist am Waldrand, benötigt aber offene Flächen zur Nahrungssuche. Seine Beute besteht aus kleinen Wirbeltieren und Aas. Im Frühjahr besteht sie bis zu einem Drittel aus Regenwürmern.
Seine Verbreitung ist auf Europa beschränkt und allein in Deutschland brütet mit etwa 12000 Paaren gut die Hälfte der Population. Hessen beherbergt einen überdurchschnittlich hohen Anteil von etwa 10 % des deutschen und 5 % des europäischen Bestandes. Nicht ohne Grund haben wir Hessen also eine immense Verantwortung für den Schutz und Erhalt dieser Art.
Die Gefährdungsursachen sind vielfältig: Der rückläufige Grünlandanteil unserer Agrarlandschaften beeinflusst die Siedlungsdichte und den Bruterfolg. Ackerflächen bieten dem Rotmilan gerade während der Brutzeit offenbar nicht genug Nahrungsressourcen. Auch in den Überwinterungsgebieten in Spanien hat sich die Nahrungsverfügbarkeit durch die Schließung von Mülldeponien und Schindanger verschlechtert. Hinzu kommt der sehr hohe illegale Verfolgungsdruck, vor allem in Frankreich und Spanien. In Deutschland kommen viele Milane an Mittelspannungsleitungen, durch illegal ausgebrachte Giftköder, im Straßenverkehr und an Windenergieanlagen um.
Grund genug, sich an jedem der einzigartigen Segelflieger zu freuen und alles für den Schutz des Vogels zu tun, für den wir Europäer allein Verantwortung tragen.

Mehr Infos zum Rotmilan-Projekt der HGON „Rettet die Roten“: www.rotmilane.eu. Halten Sie die Augen offen nach markierten Tieren und geben Sie Ihre Beobachtungen weiter!

Rotleibiger Grashüpfer
Omocestus haemorrhoidalis

Wie auch alle anderen Insektenarten, die hier für den Griesheimer Sand vorgestellt wurden, liebt auch der Rotleibige Grashüpfer das warme Klima der Region. Offiziell ist er für warme Gebiete sogar eine Zeigerart – auch Indikatorart genannt, gehört aber in Hessen zu den stark gefährdeten Arten. Deshalb ist der Griesheimer Sand auch ein so wichtiges Verbreitungsgebiet für diesen Grashüpfer Besonders bevorzugt er Orte mit wenig Vegetation, die trocken sind. Demnach ist er vor allem bei Heideflächen, Steinbrüchen oder auch auf Trockenrasen aufzufinden. Die kleinen Männchen geben kurze, schabende Geräusche von sich, um die deutlich größeren Weibchen anzulocken und sie von ihrer Inneren Größe zu überzeugen.

Rotkehlchen
Erithacus rubecula

Rotkehlchen hat bestimmt jede/r schon einmal gesehen. Kein Wunder - gehören sie doch zu den häufigsten Vogelarten Deutschlands. Sie kommen flächendeckend und in allen Höhenlagen vor und besiedeln viele Lebensräume, sofern gebüschreiche Wälder oder Gehölze zur Nestanlage vorhanden sind und die Tiere im Falllaub Nahrung finden können. Daher brüten Rotkehlchen auch in naturnahen Gärten und Parks. Im Winter sind Rotkehlchen oft willkommene Gäste am Futterhäuschen. Aufgrund ihrer vertrauensseligen Art und der leichten Erkennbarkeit sind sie gut zu beobachten. Da sie aber Teilzieher sind, kann man in der kalten Jahreszeit kaum sagen, welcher Vogel am Futterplatz ein Wintergast aus fernen Ländern ist und welcher schon das ganze restliche Jahr „vor der Haustür“ war.

Rothalstaucher
Podiceps griseigena

Rothalstaucher benötigen für ihr frühjährliches Brutgeschäft relativ kleine Gewässer mit dichten Verlandungszonen. Darin sind ihre Jungen vor Wind und Wetter geschützt und können sich prächtig entwickeln. Dem Pfaffensee scheint vor allem ein Rothalstaucherpärchen besonders treu zu sein. Jedes Jahr aufs Neue besuchen sie den gleichen Brutplatz. Seit 2008 leisten ihnen aber etwa vier weitere Paare im Frühjahr Gesellschaft und versuchen ihre Brut aufzuziehen. Da die Vegetation in den Uferbereichen allerdings zu gering zu sein scheint, waren die Brutversuche der Pfaffensee-Rothalstaucher bisher leider wenig erfolgreich. Nichtsdestotrotz heißt es unsererseits: Daumen drücken für die nächsten Küken! Vielleicht lassen sich dann die Jungtiere mit ihrem rostroten vorderen Halsbereich und der Streifen am Kopf einmal vor Ihnen blicken.

Rotbuche
Fagus sylvatica

Die Rotbuche ist an ihren eiförmigen, glattrandigen Blättern und ihrer glatten silbergrauen Rinde sehr leicht zu erkennen und vielen Menschen von Waldspaziergängen wohlbekannt. Denn sie ist die bestimmende Baumart der mitteleuropäischen Laubwälder. Die Fähigkeit auch im Schatten einer vorhandenen Baumschicht zu keimen und ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedenste Standorte, verleihen diesem Baum eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber anderen Baumarten, sodass große Teile Hessens ohne den Einfluss des Menschen von Buchenwäldern bedeckt wären. Bis heute stellt Hessen das waldreichste Bundesland dar. Das bedeutet auch eine hohe Verantwortung für diesen Lebensraumtyp, der aufgrund seiner großen Artenvielfalt Weltnaturerbe der UNESCO ist. Die Früchte der Buche, die sogenannten Bucheckern, stellen eine wichtige Nahrung für viele Tiere der Wälder dar und wurden früher auch vom Menschen zur Ölgewinnung ausgepresst.

Rohrweihe
Circus aeruginosus
Ein Männchen. © M. Schäf
Wie alle Weihen brüten Rohrweihen am Boden auf relativ feuchten Böden in störungsfreien Gegenden. Doch sind sie an solchen Orten besonders in trockenen Jahren recht ungeschützt, denn Füchse, Wildschweine und auch Hunde zerstören die Gelege mitsamt Küken. Trotz dieser manchmal schwierigen Trockenjahre ist seit dem Ende der 1970er Jahre ein Populationsanstieg zu verzeichnen, was wohl insbesondere der ganzjährigen Schonzeit für Greifvögel von 1977 zuzuschreiben ist. Aber auch die Unterschutzstellung von Schilf- und Feuchtgebieten hatte auf diese Entwicklung sicherlich positiven Einfluss. Seitdem lassen sich vermehrt typische Anzeichen für brütende Paare sichten – charakteristisch ist zum Beispiel die Beuteübergabe vom Männchen zum Weibchen. Im Falle der Rohrweihe lässt sich das Weibchen nämlich während der Brutzeit füttern und bleibt beim Nest.
???
Rohrschwirl
Locustella luscinioides
Rohrschwirl im Röhricht. © M. Schäf

Einen Rohrschwirl zu sichten oder per Gesang zu identifizieren stellt schon eine hohe Kunst dar. Auf der einen Seite gehört Hessen zu der westlichsten Verbreitungsgrenze dieser Vogelart und hier können jährlich bloß wenige Paare (0-5) nachgewiesen werden. Auf der anderen Seite ist sein Gesang nur für ausgesprochene Kenner von dem des Feldschwirls zu unterscheiden. Außerdem sind Beobachtungen mit schier unermesslichem Glück verbunden, da sich Rohrschwirle in den großen Schilfgebieten sehr gut verstecken und sich gerne dem Auge des „Vogelsuchers“ entziehen. Im NSG Reinheimer Teiche konnten aber bisher seit Mitte der 1960er Jahre Rohrschwirle nachgewiesen werden. In diesem Gebiet lieben die Vögel vor allem die ausgedehnten Röhricht und Schilfbestände sowie die Einzelgehölze, die als Singwarten genutzt werden. Die letzten Jahre haben aber auch gezeigt, dass der Bestand in Hessen von Jahr zu Jahr wechselt und stark vom Grundwasserstand abhängt.

Rohrdommel
Botaurus stellaris
Ihr Lebensraum: Schilfbestände. © M. Schäf
Die Mooorochsen unter den Vögeln sind die Rohrdommeln. Diesen speziellen Beinamen erhielten sie, weil ihre Balzrufe über weite Strecken gut hörbar sind und sehr dumpf klingen - ähnlich wie die Rufe eines Ochsen eben. Rohrdommeln bekommt man extrem selten zu Gesicht, da sie zum einen nachtaktiv und zum anderen wahre Versteckkünstler sind. Bei Gefahr begeben sie sich nämlich in die sogenannte „Pfahlstellung“, in der sie ihren nunmehr senkrecht aufgestellten, bräunlich-längsgestreiften Körper im Schilf und Röhricht regelrecht optisch verschwinden lassen. Vor allem bei Flussauen halten sie sich auf, doch sind dort Brutnachweise fast unmöglich, denn der oben beschriebene Ruf lässt nicht automatisch auf ein Brutpaar schließen.
Rohrammer
Emberiza schoeniclus

“Schimpfen wie ein Rohrspatz” – diese Redensart bezieht sich auf die Rohrammer und ihren Gesang. Er verdeutlicht auch, dass Rohrammern früher einmal eine häufige Vogelart gewesen sein müssen, doch befinden sie sich in Hessen seit den letzten zwei Jahrzehnten im Bestandsrückgang. Aufgrund der Klimawandel bedingt wärmeren Winter zeigt der eigentliche Kurzstreckenzieher Tendenzen zur Überwinterung in Röhrichten oder Schilfstreifen. Damit könnte auch das Brutgeschäft früher begonnen werden. Allerdings konnten sich noch keine positiven Auswirkungen auf den Bestand erkennen lassen. Besonders interessant bei den Tieren ist, dass sie ihr Gelege schützen, indem sie möglichen Feinden vorspielen, sie können nicht mehr fliegen. Dabei flattern sie am Boden rum, ködern damit die vermeintlichen Nesträuber und leiten sie von ihren Eiern oder Küken weg. Kurz bevor der Räuber dann zuschlägt, fliegen die Eltern gekonnt weg und der Feind bleibt verwirrt zurück.

Ringeltaube
Columba palumbus
Ringeltaube. © S. Rösner

Heute lebt die Ringeltaube oft in innerstädtischen Parkanlagen, auf Friedhöfen oder in grünen Siedlungen – kaum vorstellbar also, dass unsere größte Taubenart ursprünglich ein reiner Waldvogel war. Angesichts von Bruten in eingetopften Zierbäumchen vor Einkaufscentern überrascht es nicht, dass Ringeltauben inzwischen auch an Gebäuden brüten. Erste Parkbruten in Hessen sind ab 1838 in der Kasseler Karlsaue dokumentiert, wo die Art auch 75 Jahre später noch nicht das Stadtinnere erreicht hatte. Die ersten Stadtbruten wurden 1883 in Rotenburg nachgewiesen, 1926 werden auch Gießen, Friedberg und Frankfurt aufgeführt. Um 1950 war die Ringeltaube „wenigstens in allen Großstädten, ferner in vielen Landstädtchen und Dörfern zu Hause“. Auch Ende des letzten Jahrhunderts setzte sich die „Verstädterung“ fort. Da neben den Städten auch alle Waldtypen, Feld- und Ufergehölze, Alleen, Streuobstbestände und manchmal sogar Einzelbäume von der Ringeltaube besiedelt werden, sie in Hessen flächendeckend anzutreffen. Damit belegt sie Rang zwölf der Häufigkeitsliste der hessischen Brutvogelarten und ist der häufigste Nicht-Singvogel. Wie alle Taubenarten legen auch Ringeltauben pro Gelege nur zwei Eier, gleichen dies jedoch durch bis zu drei Bruten zwischen März und September wieder aus.

Quelle: HGON 2010

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