Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort ascending Beschreibung Schutzstatus
Ringdrossel
Turdus torquatus
Ringdrossel (<em>T. torquatus</em>) © M. Schäf

Brütende Ringdrosseln sind in Hessen schon seit 1984 nichtmehr festgestellt worden. Allerdings ist die überwiegend dunkle Drossel mit weißem Brustband regelmäßiger Durchzügler, wenn sie sich aus ihren Hauptverbreitungsgebieten Skandinavien und Großbritannien zu ihren Überwinterungsgebieten begibt. Zeitweise tritt die Art noch während der Brutzeit hier auf, aber ein Brutnachweis konnte nicht mehr erbracht werden. Wenige Tiere lassen sich auch immer mal wieder im Sommer am Dreiländerdreieck Hessen-Thüringen-Bayern nieder. Ein Weibchen soll auch vor einigen Jahren am Großen Feldberg im Taunus übersommert haben. Zur Rast bevorzugen die Tiere grasige, mit Steinblöcken und Einzelbüschen durchsetzte Hänge auf. So konnten 2006 147 Nachweise mit etwa 1000 Individuen erbracht werden.

Rebhuhn
Perdix perdix
Ein Hahn ruft aufgeregt. © S. Rösner

Wie auch die Wachtel zählt das größere Rebhuhn zu den Hühnervögeln und ist heute ein typischer Brutvogel unserer Agrarlandschaft. Ursprünglich war das Rebhuhn in Steppengebieten beheimatet. An seinen Lebensraum stellt es spezielle Ansprüche, denn dieser sollte kleinräumig strukturiert sein und viele Brachen, Ackerrandstreifen oder Kräutersäume aufweisen. Hier findet das Rebhuhn Deckung – es lebt sehr versteckt – und kann sein Nest geschützt anlegen. Daher sind auch die starken Bestandsabnahmen vor allem auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen, obgleich das Rebhuhn bis in die 1980er Jahre hinein stark bejagt wurde. Rebhühner sind Standvögel und haben während der Brutzeit einen sehr kleinen Aktionsradius – beides unterstreicht die Bedeutung gezielter und lokaler Fördermaßnahmen, wie die Anlage von Ackerrandstreifen oder Brachen. Gut beobachten lassen sich Rebhühner besonders im Schnee, wenn sie im Familienverband auf den Feldern unterwegs sind und auf den ersten Blick an kleine, braune Maulwurfhügel erinnern.

Rauchschwalbe
Hirundo rustica
Rauchschwalben (Jungvögel) auf Weidezaun. © S. Rösner
Die Rauchschwalbe hat weltweit eines der größten Verbreitungsgebiete unter den Singvögeln. Ihr Vorkommen erstreckt sich von Nordafrika bis nach Eurasien, zur Pazifikküste nach Nordamerika. Im Gegensatz zur Mehlschwalbe ist sie in Hessen vor allem vom Vorhandensein von Viehställen anhängig. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Viehhaltungen hat sich zwischen 1979 und 2000 allerdings um ein Drittel reduziert und damit auch das Nistplatzangebot für Rauchschwalben. Da Rauchschwalben zu den Zugvögeln zählen, wandern sie im Herbst in ihre afrikanischen Wintergebiete. Dort nutzen sie gemeinschaftlich große Schlafplätze. Da sie in Afrika aber als Nahrungsquelle dienen, werden jährlich bis zu 200000 Rauchschwalben an den Schlafplätzen gefangen. Auch das hat zum Bestandsverlust der letzten Jahre beigetragen.
Pirol
Oriolus oriolus

Dieser bunte Exot lebt versteckt in den Wip­feln hoher Laubbäume. Der Gesang des Pirols, der mit „Düdlio“ wiedergegeben werden kann, ist gut nachzupfeifen und brachte ihm den lautmalerischen Namen „Vogel Bülow“ ein. Am Pirol fand Bernhard-Viktor von Bülow wohl so Gefallen, dass er den französischen Namen „Loriot“ zu seinem Künstlernamen machte. Während der Pirol in Nordhessen zu den seltenen Vogelarten gehört, ist er in den wärmeren, südhessischen Niederungen weitverbreitet. Hier bevorzugt er Au- und feuchte Laubwälder, trockene Eichenwälder oder auch Hybridpappelwäldchen.

Pirol
Oriolus oriolus
Pirole sind schwer zu entdecken. © M. Schäf
Dieser bunte Exot lebt versteckt in den Wipfeln hoher Laubbäume. Der Gesang des Pirols, der mit „Düdlio“ wiedergegeben werden kann, ist gut nachzupfeifen und brachte ihm den lautmalerischen Namen „Vogel Bülow“ ein. Am Pirol fand Bernhard-Viktor von Bülow wohl so Gefallen, dass er den französischen Namen „Loriot“ zu seinem Künstlernamen machte. Während der Pirol in Nordhessen zu den seltenen Vogelarten gehört, ist er in den wärmeren, südhessischen Niederungen weitverbreitet. Hier bevorzugt er Au- und feuchte Laubwälder, trockene Eichenwälder oder auch Hybridpappelwäldchen.
Orpheusspötter
Hippolais polyglotta

Auch der Orpheusspötter fühlt sich sichtlich wohl an den sonnenbeschienen Stellen entlang des Rheins. Allerdings bevorzugt er im Vergleich zu der Zipp- und Zaunammer die Brachflächen mit lückigen, hohen Gräsern und Gebüschen um dort zu brüten. An der Wahl des Brutplatzes lässt sich der Orpheusspötter auch recht gut von seiner Zwillingsart – dem Gelbspötter – unterscheiden. Denn der Gelbspötter brütet in reich strukturierten, feuchten Laub- und Auwäldern. Der Orpheusspötter hat sich von Frankreich kommend  in unsere Regionen rasant ausgebreitet. Interessanterweise sind die Ursachen für die Arealausweitung noch immer unklar. 

Nilgans
Alopochon aegyptiacus
Nilgans mit Jungvögeln (im Februar) © S. Rösner

Wie ihr Name vermuten lässt, stammt die Nilgans eigentlich aus Afrika. Aufgrund des Aussetzens einiger Individuen, kommt sie auch in Europa vor. Dabei breitete sie sich von England und Holland in Richtung Osten und Süden aus. Beliebte Brutplätze sind Flusstäler oder auch Parkgewässer in Städten. Aber es kommt auch vor, dass sie eher ungewöhnliche Neststandorte, wie Storchennester, Greifvogelhorste oder hohe Gebäude nutzt. In offenen Landschaften verhalten sich Nilgänse in der Nähe ihres Nestes eigentlich recht unauffällig, aber in Städten an Parkgewässern können sie durchaus aggressiv wirken. Dennoch konnte bisher nicht belegt werden, dass Nilgänse einen negativen Einfluss auf die Bestandsentwicklungen anderer heimischer Arten haben. Allerdings konnten im Wiesbadener und Frankfurter Raum gezeigt werden, dass Nilgänse umso aggressiver an Parkgewässern werden, je mehr unkontrollierte Zufütterungen  stattfinden. Hier zeigt sich also, dass die Wasservogelfütterungen, die neben der negativen Auswirkungen auf den Gewässerzustand und den Gesundheitszustand der Tiere, auch Einfluss auf die Aggressivität der Nilgänse haben.

Neuntöter
Lanius collurio
Neuntöter (<em>Lanius collurio</em>) mit Beute. © M. Schäf
Hecken und Gebüschreihen mit hohem Insektenvorkommen stellen für den Neuntöter ein kleines Paradies dar, wenn er im Grünland auf Nahrungssuche geht, um seine Brut aufzuziehen. Dabei hortet er regelrecht erbeutete Käfer und Heuschrecken, aber auch kleine Mäuse um sie später entweder selbst zu fressen, oder an seine Jungen zu verfüttern. Neben der Nahrungsverfügbarkeit sind die erfolgreiche Jungenaufzucht und die Populationsentwicklung vor allem von der Niederschlagsmenge abhängig. So sind seit den 1970er Jahren wieder Bestandszunahmen durch wärmere Sommermonate und Naturschutzmaßnahmen zu verzeichnen, nachdem durch ungünstige klimatische Verhältnisse und Verlust von Lebensräumen zunächst ein Populationsrückgang hervorgerufen wurde. Nach der Brutzeit fliegen Neuntöter nach Afrika in die Überwinterungsgebiete. Allerdings zieht es sie über das östliche Mittelmeer in Richtung Uganda und Kenia. Die meisten anderen Zugvögel fliegen entlang des westlichen Mittelmeers in westliche und zentrale Überwinterungsbiete in Afrika.
Rote Liste II (Hessen), Besondere Anhang Art FFH
Nachtigall
Luscinia megarhynchos
Nachtigall, eine heimliche Drossel. © M. Schäf

Die Nachtigall bewohnt gebüschreiche, offene Wälder, Waldränder und Halboffenland sowie reich strukturiertes Offenland, wo sie in der dichten Kraut- oder Falllaubschicht ausreichend Insekten als Nahrungsquelle finden kann. Ihr Gesang, den sie ab Mitte April bis Ende Juni vorträgt, ist besonders auffällig und wohltönend. Doch nach der Brutzeit schweigt sie vorerst, obwohl sie erst im Laufe des Augusts Richtung Subsahara abzieht. Da sie ihren Gesang gerne in milden Nächten vorträgt, wusste schon Romeo: „Es ist die Nachtigall und nicht die Lerche.“

Mornell
Charadrius morinellus
Mornell auf einem Acker-Rastplatz. © S. Rösner

Wie auch der Goldregenpfeifer gehört der Mornellregenpfeifer in die Gruppe der Watvögel und brütet insbesondere im Nordwesten Europas, auf den Britischen Inseln und in Fennoskandinavien, aber auch in den Alpen ab meist 2000 Höhenmetern. Im hohen Norden bewohnt er die Tundra über der Baumgrenze oder die Fjällflächen, er bevorzugt eine niedrige oder lückige Vegetation. In Deutschland ist er dagegen als Durchzügler zu beobachten, denn als Langstreckenzieher überwintert er im Trockengürtel Nordafrikas und Vorderasiens. Daher rastet er bei uns auch auf steppenähnlichen, trockenen Flächen und ist in Hessen am besten auf exponierten Äckern zu finden. Besonders seit den 1990er Jahren ist er in Deutschland im Frühjahr oder Herbst keine absolute Rarität mehr. Seine Durchzugszeit bei uns ist eng begrenzt und so lohnt es sich zwischen Mitte August und Mitte September gezielt am Morgen oder Abend Ackerflächen nach dieser schönen Limikole „abzuscannen“. Bis auf ihre kontrastreiche Schwanzzeichnung sind die Mornellregenpfeifer allerdings wenig auffällig und am besten bei der Landung auf oder beim Abflug von einem Acker zu entdecken.

Pages