Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Birkenzeisig
Carduelis flammea

1980 brütete der erste Birkenzeisig in Osthessen – damit begann eine der interessantesten Ansiedlungsgeschichten der hessischen Vogelwelt. In den 1980er Jahren folgten Bruten in Marburg, Kassel, Frankfurt, Darmstadt, im Lahn-Dill-Kreis und Taunus, so dass weite Teile Nord- und Mittelhessens besiedelt waren. Südlich des Mains fehlt die Art allerdings fast vollständig.

Als Brutplätze dienen lockere Bepflanzungen von Nadelbäumen, viele Birken, kurzgeschorene Rasen und offene Flächen in Ortslagen – damit ähneln die Lebensräume den lichten, subalpinen Nadelwäldern, Hochmooren und Heideflächen. Durch die Zunahme großflächiger Nadelholzaufforstungen in Großbritannien und die Ausbreitung in den Hochlagen der Mittelgebirge im östlichen Mitteleuropa wurde Hessen wahrscheinlich aus zwei Richtungen besiedelt. Gut zu erkennen ist der Birkenzeisig an seinem „feuerroten“ Vorderscheitel, der auch zum Artnamen flammea geführt hat. Bei uns kommt die Unterart cabaret vor – diese „Alpenbirkenzeisige“ sind etwas kleiner und dunkler als die „Taigabirkenzeisige“ aus Fennoskandinavien.

Literatur: Svensson 2011, HGON 2010, Wember (2007): Die Namen der Vögel Europas

Birkhuhn
Tetrao tetrix

Das überwiegend schwarze, bisweilen purpurglänzende Gefieder mit den dunklen roten „Augenbrauen“ ist bei den männlichen Birkhühnern besonders auffällig. Allerdings sind diese Tiere kaum zu sichten, da ihre Lebensräume sich stark verändert haben. Um gut durch das Jahr zu kommen, benötigen sie Areale mit kleinräumigen Strukturen, die Gebüsche und Einzelbäume als Deckung und Ansitzwarten beinhalten, sowie Zwergsträucher und ausgedehnte Krautschichten als Nahrungsquelle. Um ihr Gefieder zu reinigen brauchen sie außerdem offene Stellen zum Sandbaden. Im Biosphärenreservat Rhön wurden in den letzten Jahren umfangreiche Artschutzmaßnahmen durchgeführt, in der Hoffnung, dass sich die Bestände bald erholen. Dann wären die eindrucksvollen Balzkämpfe der Birkhähne wieder zu beobachten, wobei sie die Flügel nach außen abspreizen und den Schwanz anheben, so dass die weiße Schwanzunterseite zu sehen ist, gleichzeitig ist ihr knurrend-blubbernder „Kampfschrei“ zu vernehmen.

Blässhuhn
Fulica atra
Im Winter. © S. Rösner

Blässhühner sind trotz ihrer Ähnlichkeit zu anderen Wasservögeln keine Enten. Die schwarzen Rallen leben in nährstoffreichen Stillgewässern und fallen durch ihren weißen Schnabel und den Stirnlappen auf, die sogenannte Blesse. Als Nahrungsgrundlage dienen ihnen Algenteppiche, an denen sie zupfen. Deshalb dürfen auch nicht zu viele Fische vorhanden sein, denn diese würden ihnen die Wasserpflanzen streitig machen. In Hessen leben sie vor allem in breiten Flussauen, in der Wetterau und in der Rheinebene.

Blässralle / Blässhuhn
Fulica atra

Blässhühner sind trotz ihrer Ähnlichkeit zu anderen Wasservögeln keine Enten. Die schwarzen Rallen leben in nährstoffreichen Stillgewässern und fallen durch ihren weißen Schnabel und den Stirnlappen auf, die sogenannte Blesse. Als Nahrungsgrundlage dienen ihnen Algenteppiche, an denen sie zupfen. Deshalb dürfen auch nicht zu viele Fische vorhanden sein, denn diese würden ihnen die Wasserpflanzen streitig machen. In Hessen leben sie vor allem in breiten Flussauen, in der Wetterau und in der Rheinebene.

Blauer Natternkopf
Echium vulgare

Der Blaue Natternkopf zählt zu den Raublattgewächsen. Wer die Pflanze einmal berührt, weiß warum – Blätter und Stängel sind mit unzähligen kräftigen Borsten versehen. Die strahlend blauen Blüten gaben der Pflanze ihren deutschen Namen: Aus dem „Schlund“ der Blüte ragt der Griffel wie eine Zunge hervor. Mancher fühlte sich dadurch wohl an eine Schlange erinnert. Frisch aufgeblüht sind sie bei vielen Exemplaren übrigens rosa und verfärben sich erst später blau. Von vielen Insekten wird der Natternkopf als ergiebige Nektarquelle geschätzt. Man findet ihn vor allem an trockenen und mageren Standorten, z.B. in Halbtrockenrasen, an sonnigen Böschungen oder auch im Bereich frischer Bodenanrisse, die er rasch zu besiedeln vermag. Der Natternkopf wird 20-100cm hoch und blüht vom Frühsommer bis in den Herbst hinein.

Blaukehlchen
Luscinia svecica

Die Ausbreitung des Blaukehlchens in Hessen gleicht einer Erfolgsstory: Während in Hessen über lange Zeiträume hinweg maximal 50 Paare registriert wurden, explodierten die Bestände in den 1990er Jahren. Durch eine Kombination günstiger und hoher Wasserstände in den Rheinauen konnten nach und nach Altauen, aber auch feuchte Bereiche der angrenzenden Agrarlandschaft besiedelt werden, wie schilfbewachsene Gräben oder feuchte Senken in Rapsfeldern. Heute gibt es etwa 600 bis 700 Brutpaare in Hessen. Wichtige Gebiete dabei sind NSG Kühkopf-Knoblochsaue, das Hessische Ried und die Horloffaue.

Beobachtungstipp: Den Gesang hört man in geeigneten Gebieten vor allem in der Dämmerung kurz vor oder nach Sonnenuntergang. Am besten zu Beginn der Balzperiode (Ende März bis Mitte April) vormittags oder vor Sonnenuntergang Singwarten im Schilf beobachten.

Blaumeise
Cyanistes caeruleus

Ähnlich wie die Kohlmeise kommt auch die Blaumeise flächendeckend in Hessen vor, doch ist sie meistens in geringerer Dichte vertreten als ihre größeren Verwandten. Mit Hilfe von Nistkästen ist es aber möglich die Besiedlungsdichte von 10 - 14 Revieren pro 10 Hektar (ohne Nisthilfen) auf 22 Reviere pro 10 Hektar zu erhöhen. Obwohl viele meinen, dass in ihrem Garten immer das gleiche Blaumeisenpärchen brüte, konnten langjährige Studien beweisen, dass dies nicht der Fall ist. Etwa Dreiviertel aller Brutvögel werden nämlich jährlich durch Zuwanderung ersetzt. Das bedeutet, nur etwa 3% der Jungvögel siedeln sich in ihrem Brutgebiet an, um dort eigene Junge aufzuziehen. Der Rest zieht nach Südwesten bis nach Südfrankreich um dort neue Gebiete zu besetzen.

Bluthänfling
Carduelis cannabina

Bluthänflinge haben ihren Namen nicht, weil sie besonders blutdürstig oder gefährlich wären, sondern aufgrund der schönen roten Färbung von Brust und Stirn, die die Männchen im Frühjahr aufweisen. Sie kommen vorwiegend in hecken- und grünlandreichen Kulturlandschaften mit extensiv genutzten Weinbergen und Ruderalfluren vor. Nur vereinzelt sind sie auch in offenen Wäldern oder älteren Nadelwaldschonungen Brutvögel. Aufgrund der intensivierten Landwirtschaft ist sein Bestand allerdings sinkend, denn seine eigentlichen Nahrungspflanzen sind vielerorts nicht mehr vorhanden. Sollte Nistplatzmangel für die aktiven Finken bestehen, klumpen sich die Revierzentren zusammen. Das heißt, die Reviere der Bluthänflingpaare liegen näher und näher zusammen, um das geeignete Gebiet bestmöglich für sich nutzen zu können. Die Nahrung kann in solchen Fällen auch in bis zu einem Kilometer Entfernung gesucht werden. 

Braunkehlchen
Saxicola rubetra

Auf nassen Wiesen oder auch auf nährstoffarmem, extensiv genutztem Weideland finden Braunkehlchen in Hessen ihre Besiedlungsgebiete. Heutzutage konzentriert sich ihr Vorkommen allerdings auf die Hessischen Höhenlagen, wo sie kühl-feuchtes Klima vorfinden. In den Bergen können sie von geeigneten Anhöhen singen und finden ausreichend Nahrung in Form von Insekten. Leider finden Braunkehlchen nach jeder Rückkehr in die Brutgebiete immer weniger geeignete Nasswiesen vor, da immer mehr von einem auf das andere Jahr überdüngt werden und zu hochgrasig für das Brutvorhaben sind. Singende Männchen im Frühjahr sind demnach leider oft nur Durchzügler, die sich nicht auf diesen Wiesen zum Brüten niederlassen.

Buchfink
Fringilla coelebs
Das Männchen. © M. Schäf
Der Buchfink gehört zu unseren häufigsten Vogelarten. Er ist in Hessen flächendeckend verbreitet und kommt überall dort vor, wo Bäume stehen. Meist suchen Buchfinken ihre Nahrung am Boden und nehmen dabei viele Sämereien auf. Während der Kükenaufzucht im Sommerhalbjahr ist der Buchfink allerdings kein typischer Körnerfresser: Seine Nahrung besteht dann zu 90 % aus Insekten. Früher dachte man, der Buchfink lebe im Zölibat (wissenschaftlicher Artname coelebs), weil Buchfinken-Weibchen im Winter häufig weiter nach Süden ziehen und Männchen häufiger im Brutgebiet bleiben.
k.A.

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