Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Wanderfalke
Falco peregrinus

Der schnellste Vogel im Sturzflug ist der Wanderfalke. Die Angaben zu seinen Spitzengeschwindigkeiten reichen von 140km/h bis zu 340km/h. Gepaart mit seiner Wendigkeit ist es für ihn ein leichtes, Beute von der Größe eines Finks bis zur Pfeifente zu ergreifen. Deshalb wurden die Tiere auch schon im Mittelalter gehalten und zur Jagd abgerichtet. Aufgrund des Einsatzes von DDT zur Insektenvernichtung hatten diese Vögel in 1950er bis 1970er Jahren allerdings mit erheblichen Bestandseinbußen zu kämpfen. Da sie Räuber sind und damit weit oben in der Nahrungskette stehen, reicherte sich das fettlösliche DDT im Körper der Altvögel an. Die Auswirkungen waren tragisch, denn durch die Giftstoffe wurde der Zustand der Eischalen beeinflusst. Sie wurden so weich und brüchig, dass sie unter dem Gewicht der brütenden Tiere zerbrachen. Durch das Verbot dieses Insektizids konnten sich die Vögel aber glücklicherweise wieder erholen und finden neben ihren früheren Nistmöglichkeiten heutzutage auch neue Habitate in urbanen Gebieten, die sie gerne besetzen.

Weidenmeise
Parus montanus

Die seltenste der „echten“ Meisenarten ist die Weidenmeise. Sie tritt als einzige nicht flächendeckend in Hessen auf und ist heutzutage sogar seltener als die Haubenmeise, welche noch zu Beginn der 2000er Jahre als die seltenste Meisenart beschrieben wurde. Die Weidenmeise scheint bei der Nistplatzwahl auch anspruchsvoller zu sein, denn im Gegensetz zu den anderen Meisen brütet sie nur sehr selten in Nistkästen. Stattdessen bevorzugt sie feuchte Auwälder und Weichholzbestände, oder totholzreiche Laub- und Mischwälder in denen sie ihre Bruthöhlen eigenständig in die weichen Hölzer zimmert. Mancherorts kommt sie aber auch in städtischen Regionen vor, und zwar dort, wo ihre Zwillingsart, die Sumpfmeise, fehlt. Beide Arten gleichen sich einander sehr, allerdings unterscheiden sie sich im Gesang und im Gegensatz zur Sumpfmeise besitzt die Weidenmeise keinen weißen Schnabelgrund.

Weinhähnchen
Oecanthus pellucens
Weinhähnchen. @ wikimedia Hectonichus

Diese auch Blütengrille genannte Art kam nördlich der Alpen bis vor wenigen Jahren nur in den wärmsten Bereichen vor, die oft zum Weinanbau genutzt wurden. Infolge der Klimaerwärmung breitet sich die kleine Art jedoch mittlerweile deutlich aus, so dass sie an vielen Stellen im Rhein-Main-Gebiet durch ihren einprägsamen abendlichen Gesang Urlaubsstimmung verbreitet. Der wärmebegünstigte Griesheimer Sand zählt allerdings zum Stammlebensraum der Art. Auch das helle, schmale Weinhähnchen fühlt sich von August bis Oktober an warmen Orten mit hohen Pflanzen oder relativ dichtem Gebüsch sehr wohl. Darin versteckt sich dieser zu den Grillen gehörende Musiker gerne und bevorzugt nicht wie die Italienische Schönschrecke karge Gebiete. Das Weinhähnchen zirpt (striduliert), indem es seinen langen rechten Flügel über den linken streicht und erinnert damit vielleicht den ein oder anderen Mittelmeerliebhaber an laue Sommernächte in Spanien, Portugal oder Italien, denn dort ist es für die klassische Geräuschkulisse in der Nacht zuständig.

Weißstorch
Ciconia ciconia
Ein Päärchen auf einer Nistplattform. © M. Schäf
Nach über 30 Jahren Abwesenheit, brüten mittlerweile wieder etwa 10 Brutpaare in den Grünlandbereichen des Amöneburger Beckens; unweit der Radenhäuser Lache und der Baggerteiche bei Niederwald. Man hat erkannt, dass es unter anderem an geeigneten Nistmöglichkeiten fehlt un ddaher zahlreiche Nistplattformen errichtet, die sehr gut angenommen werden.
Weißstorch
Ciconia ciconia

Früher war der Weißstorch in Hessen fast ausgestorben. Erfreulicherweise haben sich die Bestände seit Mitte der 1990er Jahre wieder erholt, so dass heute etwa 150 Paare in Hessen brüten. Verbreitungsschwerpunkte sind dabei das Hessische Ried und die Wetterau. Neben intensiven Bemühungen zum Schutz der Lebensräume wurden gezielt Artenhilfsmaßnahmen durchgeführt, wie die Entschärfung gefährlicher Strommasten und das Aufstellen von Storchenplattformen. Ganz entscheidend für die positive Entwicklung des Weißstorchs in Hessen war aber auch die Verkürzung der Zugwege westziehender Störche, denn ein Großteil von ihnen überwintert nicht mehr in Westafrika, sondern in Spanien. Dadurch ist die Rückkehrrate unserer Störche höher. Im Bingenheimer Ried wurden die ersten Storchenplattformen schon 1976 aufgestellt. 1993 hat der erste Storch wieder im Ried gebrütet, heute sind es sieben Paare. Jedes Jahre werden die Horste per Hubsteiger kontrolliert und die Küken beringt. So weiß man im nächsten Jahr, ob eines der hier geschlüpften Küken ins Gebiet zurückkehrt und erfolgreich brütet.

Wendehals
Jynx torquilla

Obwohl Wendehälse zu den Spechten gehören, gehen sie nicht der typischen Spechtaktivität, dem Baumhöhlen bauen, nach. Stattdessen nutzen sie schon existierende Specht- und Baumhöhlen und auch Nistkästen werden nicht ungern von ihnen genutzt. Sollten einmal zu wenig Bruthöhlen vorhanden sein, können Wendehälse auch ziemlich grob werden und schon besetzte Höhlen leeren. Sie werfen dann Eier und Küken aus den Nestern, um diese für ihre eigene Brut zu nutzen. Ihre Nahrung suchen sie dann, ähnlich wie der Grünspecht, in lückiger Vegetation am Boden. Dort stöbern sie nach Ameisen, bzw. Ameisenpuppen. Sollte ihnen bei der Jagd oder am Nest einmal ein möglicher Feind zu nahe kommen, fangen sie an ihrem Namen alle Ehre zu machen und drehen ihren Kopf mit lautem Zischen in alle Richtungen. Die sogenannte „Schlangenmimikry“ soll den Gegner verschrecken und verjagen.

Wiesen-Schafstelze
Motacilla flava flava
Wiesenschafstelze (Motacilla f. flava). © M. Schäf

Die Wiesenschafstelze galt bis vor wenigen Jahren als Un­terart der Schafstelze. Neuerdings wird sie aufgrund der schmalen Hybridzonen zu den angrenzenden Formen als eigene Art eingestuft. Ihre Bestandsentwicklung verlief ungewöhnlich: Als Feuchtwiesenbewohnerin nahm sie im 20. Jahrhundert infolge der Ausweitung der Grünlandwirt­schaft zunächst deutlich zu. Ab 1950 setzte jedoch – ausgelöst durch großräumige Trockenlegung und Nutzungsintensivierung – ein dramatischer Bestandsrückgang ein. Wieder stark zunehmen konnte sie seither jedoch auf intensiv ge­nutzten, strukturlosen Ackerflächen. Sie ist damit die einzige Wiesenvogelart, die von der Ansiedlung auf Äckern langfris­tig profitieren konnte.

In Hessen war die Wiesenschafstelze in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein in den Niederungen weitverbreite­ter Brutvogel der „saftigen Wiesen oder Weiden“, bis in den 1970er Jahren starke Einbrüche und 1994 nur noch 11 % des Vorkommens verzeichnet wurden. Inzwischen gibt es auf Grünland keine nennenswerten Vorkommen mehr. Ackerbru­ten, die schon ab 1933 festgestellt wurden, nahmen hingegen ab Mitte der 1970er Jahre zu. Mittlerweile sind die unterhalb von etwa 250 Meter über NN gelegenen, großräumigen Ackerlandschaften dicht besiedelt. 

Wintergoldhähnchen
Regulus regulus
Wintergoldhähnchen. © M. Schäf
Mit nur etwa 5 Gramm Gewicht und 9 Zentimeter Körperlänge ist das Wintergoldhähnchen unser kleinster Singvogel, der bei uns als Standvogel das ganze Jahr anzutreffen ist. Wie kaum eine andere Brutvogelart ist das Wintergoldhähnchen stark an Bestände der Fichte gebunden, auf deren Zweigen es ständig in Bewegung ist und Äste entlang hüpft, um dort nach kleinen Beutetieren zu suchen. Der englische Name „Goldcrest“ verweist auf die leuchtend goldene Haube, die bei den Männchen neben gelben auch aus orangenen Federn besteht.
k.A.
Wolfsmilchschwärmer
Hyles euphorbiae
Wolfsmilchschwärmer. © C. Jung
​Wolfsmilchpflanzen sind vor allem auf kargen, trockenen Böden anzutreffen, so dass man auch nur dort den Wolfsmilchschwärmer finden kann. Die auffallend bunte Raupe nimmt die Giftstoffe ihrer Nahrungspflanzen in sich auf, die schrille Färbung ist also eine Warntracht. Der nachtaktive Falter besitzt leuchtend rötliche Hinterflügel, die er jedoch nur zur Abschreckung aufblitzen lässt - im Ruhezustand sind sie von den Vorderflügeln verdeckt. Das Vorkommen des Wolfsmilchschwärmers auf dem Griesheimer Sand zählt zu den größten in Hessen.
Zaunammer
Emberiza cirlus

Ähnlich wie die Zippammer mag auch die Zaunammer sonnenexponierte, warme, trockene Weinberge. In direkten Nachbarhabitaten, wie zum Beispiel Obst- und Nutzgärten, singt sie von Bäumen herab. Sie erinnert dabei etwas an die Klappergrasmücke. Außerdem wird der Boden in der Nachbarschaft nach Nahrung. In Hessen sind Zaunammern seit etwa 1800 anzutreffen und damit gehören die hessischen Populationen zu den nördlichsten Verbreitungsgebieten. Je nach Härte des Winters verlassen die hier zurückgebliebenen Männchen die hiesigen Gebiete oder besiedeln sie neu, denn warme Winter begünstigen die Ausbreitung dieser Art in Richtung Norden.

Pages