Griesheimer Düne und Eichenwäldchen


Schutzstatus:
Schlagworte: 
Hessen, Trockengebiet, Wald, Wiese
  • 09 Jul, 2013
  • A. Ewerling, M. Marx & Leo

Gebietsbeschreibung

Sanddünen gibt es nicht nur in der Wüste oder an Küsten. Als sogenannte Binnendünen kommen sie auch in der Hessischen Rheinebene vor und stellen eine große Besonderheit dar. Im Spät- und frühen Postglazial wurden die kalkreichen Sande aus den Rheinterrassen ausgeweht. Sie beherbergen heute als Relikte extrem seltene und gefährdete Vegetationstypen mit ihrer ganz eigenen typischen Tierwelt. Neben letzten Resten von Sandsteppen-Pflanzenarten fühlen sich hier auch wärmeliebende Insektenarten und selten gewordene Vogelarten wohl. Der naturnahe Zustand des Gebietes ist der langzeitigen Nutzung als Militärgebiet und als Flugplatz zu verdanken, sie schützte vor Überbauung und landwirtschaftlicher Nutzung. Seit 1996 sind die Griesheimer Sande als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ein speziell auf diese Flächen abgestimmtes Pflegekonzept stellt den Erhalt der seltenen Tier- und Pflanzenwelt sicher.

Weiter Informationen: www.riedundsand.de

Gastronomie: Restaurant SV St. Stephan 1953

Parkplatz: Südring 3, 64347 Griesheim (Parkplatz des Vereinsheims Retaurant SV St. Stephan 1953)

Grillhütte: Grillhütte Süd (www.griesheim.de/Grillhuette-Sued)

 

Wald-Kiefer ( Pinus sylvestris )

Artname (deutsch): 
Wald-Kiefer
Englischer Artname: 
Scots Pine

Die Wald-Kiefer ist der Alleskönner unter den heimischen Baumarten. Von trockenen Sandböden bis zu nassen Hochmooren, von Meereshöhe bis in die Nadelwälder der Alpen – Kiefern schlüpfen überall dort in die freie Nische, wo andere Baumarten „ins Schwächeln kommen“. Zwar ist sie aufgrund ihres hohen Bedarfs an Licht in der Jugend eher konkurrenzschwach, macht das jedoch durch eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit wett. So kommt es, dass Pinus sylvestris in zahlreichen lokalen Unterarten und Varietäten fast den gesamten Eurasischen Kontinent besiedelt. In Hessen wurde die Wald-Kiefer vielerorts (auch außerhalb ihrer natürlichen Wuchsorte) angepflanzt und forstlich gefördert, da sie auch auf mageren und trockenen Böden verhältnismäßig gute Holzerträge liefert. Deshalb ist dieser Baum mit seiner nadelbaumuntypischen, schirmförmigen Krone und seiner rostfarbenen Rinde heute die bestimmende Art der meisten Wälder auf den sandigen Böden im Süden Hessens.

Maikäfer in einer Wiese. © S. Rösner

Maikäfer ( Melolontha melolontha )

Artname (deutsch): 
Maikäfer
Englischer Artname: 
Common Cockchafer

Eigentlich sind unter der Artbezeichnung Maikäfer zwei Arten gemeint – den hier vorgestellten Feldmaikäfer und den Waldmaikäfer. Allerdings kommt der Feldmaikäfer häufiger vor. Bis zum mittleren 20. Jahrhundert waren Maikäfer eher ungern gesehen Gäste auf Felder und in Wälder. Das lag daran, dass vor allem Weibchen in Massenjahren zwischen Mai und Juni Bäume regelrecht kahl fraßen und Engerlinge, die 3-4, manchmal 5 Jahre Entwicklungszeit benötigen, vor allem Pflanzenwurzeln fressen. In den 1950er und 60er Jahren wurden sie demnach durch vermehrten Pestizideinsatz vielerorts extrem in ihrer Anzahl dezimiert, sind aber auch in einigen Gebieten ausgerottet worden. Allerdings stellen Maikäfer auch die essentielle Nahrungsquelle für die Jungenaufzucht von Dohlen dar. Demnach zog diese starke Bekämpfung auch Verluste in den Dohlenpopulationen nach sich. In den letzten Jahren haben sich die Maikäferpopulationen mancherorts wieder erholt und sind häufiger zu sehen. Wenn man sie beobachtet, ist es übrigens sehr interessant dass Männchen und Weibchen auch für Laien voneinander unterscheidbar sind. Weibchen besitzen nämlich 6 Fühlerfächer und Männchen 7. Das lässt sich leicht abzählen. 

Schwarzkehlchen. © M. Hoffmann

Schwarzkehlchen ( Saxicola rubicola )

Artname (deutsch): 
Schwarzkehlchen
Englischer Artname: 
Stonechat
Schutzstatus: 
Rote Liste 3 Hessen

Hessen stellt das nördlichste Verbreitungsgebiet des Schwarzkehlchens dar. Durch günstiges Klima positiv beeinflusst, stiegen die Bestandszahlen seit den 1990er Jahren stetig an. Brüten tut diese zu den Schnäppern zählende Art vor allem in niedrigen Büschen mit Zugang zu offenen bzw. gering bewachsenen Arealen als Nahrungshabitat. Dem Schwarzkehlchen ist es für seinen Brutplatz übrigens egal, ob dieser auf trockenem oder feuchtem Boden ist – im Gegensatz zu anderen Gebüschbrütern. In Südhessen ist es übrigens auch möglich Blau- und Schwarzkehlchen im gleichen Brutgebiet zu beobachten. Dort kommen beide Arten in schilfbewachsenen Gräben vor.

Pirol ( Oriolus oriolus )

Artname (deutsch): 
Pirol
Englischer Artname: 
Eurasian Golden Oriol

Dieser bunte Exot lebt versteckt in den Wip­feln hoher Laubbäume. Der Gesang des Pirols, der mit „Düdlio“ wiedergegeben werden kann, ist gut nachzupfeifen und brachte ihm den lautmalerischen Namen „Vogel Bülow“ ein. Am Pirol fand Bernhard-Viktor von Bülow wohl so Gefallen, dass er den französischen Namen „Loriot“ zu seinem Künstlernamen machte. Während der Pirol in Nordhessen zu den seltenen Vogelarten gehört, ist er in den wärmeren, südhessischen Niederungen weitverbreitet. Hier bevorzugt er Au- und feuchte Laubwälder, trockene Eichenwälder oder auch Hybridpappelwäldchen.

Italienische Schönschrecke ( Calliptamus italicus )

Artname (deutsch): 
Italienische Schönschrecke
Englischer Artname: 
Italien locust

Diese für Heuschrecken-Verhältnisse auffallend bunt gezeichnete Art mit im Flugsprung leuchtend roten Hinterflügeln ist eine wirkliche Spezialität auf dem Griesheimer Sand. In guten Jahren entwickeln sich hier mehrere tausend Individuen, so dass dieses Vorkommen als eines der größten in der gesamten Bundesrepublik gilt. In den 1930er Jahren vermehrte sich die damals allgemein häufigere Heuschrecke um Griesheim sogar derart, dass man eine Bekämpfung für notwendig hielt. Die roten Hinterflügel sind im Sitzen übrigens zur besseren Tarnung von den Vorderflügeln überdeckt und nicht zu sehen.

Die Italienische Schönschrecke gehört zu einer der drei in Deutschland vorkommenden Knarrschrecken. Kennzeichnend für diese Familie der Heuschrecken ist ein länglicher Zapfen, der sich zwischen den Vorderbeinen befindet. Im Gegensatz zu anderen Schrecken zirpen Knarrschrecken mit ihren Mundwerkzeugen (Mandibeln). Stridulationsorgane zur Lauterzeugung, die sich sonst bei Heuschrecken an den Vorderflügeln befinden, besitzen sie nicht. Männliche Italienische Schönschrecken geben sich beim Zirpen auf warmen, vegetationsarmen Flächen so viel Mühe, dass dabei ihr gesamter Körper mitarbeitet. So werden ihre Gesänge durch rhythmische Zuckungen der Hinterbeine, Fühler und Taster untermalt.

Weinhähnchen. @ wikimedia Hectonichus

Weinhähnchen ( Oecanthus pellucens )

Artname (deutsch): 
Weinhähnchen
Englischer Artname: 
Italien Tree Cricket

Diese auch Blütengrille genannte Art kam nördlich der Alpen bis vor wenigen Jahren nur in den wärmsten Bereichen vor, die oft zum Weinanbau genutzt wurden. Infolge der Klimaerwärmung breitet sich die kleine Art jedoch mittlerweile deutlich aus, so dass sie an vielen Stellen im Rhein-Main-Gebiet durch ihren einprägsamen abendlichen Gesang Urlaubsstimmung verbreitet. Der wärmebegünstigte Griesheimer Sand zählt allerdings zum Stammlebensraum der Art. Auch das helle, schmale Weinhähnchen fühlt sich von August bis Oktober an warmen Orten mit hohen Pflanzen oder relativ dichtem Gebüsch sehr wohl. Darin versteckt sich dieser zu den Grillen gehörende Musiker gerne und bevorzugt nicht wie die Italienische Schönschrecke karge Gebiete. Das Weinhähnchen zirpt (striduliert), indem es seinen langen rechten Flügel über den linken streicht und erinnert damit vielleicht den ein oder anderen Mittelmeerliebhaber an laue Sommernächte in Spanien, Portugal oder Italien, denn dort ist es für die klassische Geräuschkulisse in der Nacht zuständig.

Feldgrille. © wikipedia / E.Steinert

Feldgrille ( Gryllus campestris )

Artname (deutsch): 
Feldgrille
Englischer Artname: 
European Field Cricket

Auch die Männchen der Feldgrillen sind ausgiebige Musiker. Vor ihren eigens gebauten Erdlöchern sitzen sie oft stundenlang und stridulieren um Weibchen auf sich aufmerksam zu machen und um ihre persönlichen Reviere abzugrenzen. Die Grillen mit dem auffallend großen, schwarzen Kopf und den gelblich überzogenen Flügeln kommen bei uns vor allem von Mai bis Juli vor. Ihre Sommer verbringen sie dann auf mageren Wiesen, Trockenrasen und in Heidelandschaften auf denen sie sich hauptsächlich an Pflanzen satt futtern. Übrigens: Der Gesang von Grillen ist nur bis Juni wahrnehmbar. Alle späteren Zirpgeräusche sind Heuschrecken.

Rotleibiger Grashüpfer ( Omocestus haemorrhoidalis )

Artname (deutsch): 
Rotleibiger Grashüpfer

Wie auch alle anderen Insektenarten, die hier für den Griesheimer Sand vorgestellt wurden, liebt auch der Rotleibige Grashüpfer das warme Klima der Region. Offiziell ist er für warme Gebiete sogar eine Zeigerart – auch Indikatorart genannt, gehört aber in Hessen zu den stark gefährdeten Arten. Deshalb ist der Griesheimer Sand auch ein so wichtiges Verbreitungsgebiet für diesen Grashüpfer Besonders bevorzugt er Orte mit wenig Vegetation, die trocken sind. Demnach ist er vor allem bei Heideflächen, Steinbrüchen oder auch auf Trockenrasen aufzufinden. Die kleinen Männchen geben kurze, schabende Geräusche von sich, um die deutlich größeren Weibchen anzulocken und sie von ihrer Inneren Größe zu überzeugen.

Wolfsmilchschwärmer. © C. Jung

Wolfsmilchschwärmer ( Hyles euphorbiae )

Artname (deutsch): 
Wolfsmilchschwärmer
​Wolfsmilchpflanzen sind vor allem auf kargen, trockenen Böden anzutreffen, so dass man auch nur dort den Wolfsmilchschwärmer finden kann. Die auffallend bunte Raupe nimmt die Giftstoffe ihrer Nahrungspflanzen in sich auf, die schrille Färbung ist also eine Warntracht. Der nachtaktive Falter besitzt leuchtend rötliche Hinterflügel, die er jedoch nur zur Abschreckung aufblitzen lässt - im Ruhezustand sind sie von den Vorderflügeln verdeckt. Das Vorkommen des Wolfsmilchschwärmers auf dem Griesheimer Sand zählt zu den größten in Hessen.
Steinschmätzer auf Maisacker rastend. © S. Rösner

Steinschmätzer ( Oenanthe oenanthe )

Artname (deutsch): 
Steinschmätzer
Englischer Artname: 
Northern Wheatear
Schutzstatus: 
30-50 Brutpaare in Hessen
Der Steinschmätzer bevorzugt steppenartige, steinige Landschaften. Durch seine sich markant voneinander absetzende Farbgestaltung ist er gut erkennbar wenn er am Boden entlang hüpft. Da die Bruträume sich durch Eutrophierung in den hessischen Mittelgebirgen stark verschlechtert haben, gehört er leider zu den in Hessen am stärksten gefährdeten Vögeln, denn sein Bestand ist seit 1950 um 99% gefallen. Während der Vogelzüge im Frühjahr und Herbst, bei denen die Vögel insgesamt 40000 km zurücklegen, können in den Offenlandschaften auch Tiere aus Nord-Ost-Europa gesichtet werden. Dieser in Hessen vermutlich ehemals mit mehreren tausend Brutpaaren weit verbreitete vorkommende attraktive Singvogel steht mittlerweile kurz vor dem Aussterben. Eine Erfassung seiner Brutplätze im Jahr 2000 durch die HGON ergab einen Bestand von nur noch 30 - 50 Paaren. Damit ist der Steinschmätzer deutlich seltener als z. B. der Weißstorch. Steinschmätzer ziehen zum Überwintern nach Afrika. Zur Brut und Jungenaufzucht benötigen sie weithin schütter bewachsene Flächen, auf denen sie am Boden rennend Insekten jagen können. Auf dem August-Euler-Flugplatz brüten mit etwa 10 Paaren etwa ein Viertel aller verbliebenen hessischen Steinschmätzer. Um die Art zu unterstützen, wurden hier Steinhaufen ausgebracht, in denen die Vögel gerne brüten.
Holhtaube, eine Waldvogelart. © S. Rösner (c)

Hohltaube ( Columba oenas )

Artname (deutsch): 
Hohltaube
Englischer Artname: 
Stock dove
Die überwiegend in alten Buchenwäldern vorkommenden Hohltauben brüten bevorzugt in verlassenen Specht- und anderen Baumhöhlen. Ihr Ruf ist leicht einprägsam, da er nur aus zwei Silben besteht und mit „Hu-re“ wiedergegeben werden kann. Verwechselbar wäre dieser vielleicht mit dem des Uhus, doch hört man die Hohltaube tagsüber. Durch die intensivierte Waldbewirtschaftung in den 1970er Jahren, gingen mehr und mehr geeignete Bruthöhlen verloren, sodass Hohltauben zu dieser Zeit seltene Brutvögel wurden. Darauf reagierend wurden Biotop- und Artenschutzmaßnahmen eingeführt, in denen der Erhalt von Altholzinseln und das Ausbringen spezieller Nistkästen im Fokus standen. Seitdem erholen sich die Bestände wieder, sodass brütende Tiere nun auch wieder Baumöhlen in Stadtparks und Obstwiesen besetzen, wie sie es auch schon Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts getan haben.
Die kleine Schwester des Kolkraben: Dohle. © S. Rösner

Dohle ( Coleus monedula )

Artname (deutsch): 
Dohle
Englischer Artname: 
Jackdaw
Wie alle Krähenvögel zeichnen sich auch Dohlen durch ihre hohe Intelligenz aus. Neben dieser ist es auch besonders bemerkenswert, dass Dohlen ein Leben lang mit ein und demselben Partner „verheiratet“ sind. Ihre Bruten zogen sie bis Mitte des letzten Jahrhunderts vor allem in Kirchtürmen und Burgen auf. Doch durch Gebäudesanierung verloren viele Dohlenpaare die Brutplätze. Und Maikäfer, die die Nahrungsgrundlage zur Jungenaufzucht darstellen, wurden durch den gestiegenen Pestizideinsatz auch immer seltener. Dadurch sank die Anzahl der brütenden Paare in Hessen bis 1980 auf 500 Stück. Doch wie auch die Hohltaube profitierten diese Koloniebrüter von dem Erhalt von Altholzinseln in Wäldern, denn dort können sie auch in alten Spechthöhlen brüten. Auch Maikäfer finden sie wieder häufiger, da der Pestizideinsatz in Hessen deutlich verringert wurde.

Sand-Strohblume ( Helichrysum arenarium )

Artname (deutsch): 
Sand-Strohblume
Die Sand-Strohblume wächst an trockenen und sandigen Stellen. Man findet sie z.B. in Sandmagerrasen und lichten, sandigen Kiefernwäldern in Südhessen. An diese Standorte ist sie besonders angepasst. Die filzige Behaarung ihrer schmalen Blätter dient als Verdunstungs- und Strahlungsschutz. Die kleinen, kugeligen Blüten sind gelb und stehen meist zu mehreren dicht gedrängt an der Spitze des 15-30 cm hohen Stängels. Wie bei der verwandten Garten-Strohblume sterben die ausgewachsenen Blütenblätter ab und Fühlen sich dann trocken und strohig an. Darauf bezieht sich auch der Name „Strohblume“. Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober.