Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Acker-Hellerkraut
Thlaspi arvense
Acker-Hellerkraut (<em>Thlaspi arvense</em>); @ fotolia.com/voltan

Noch verhältnismäßig oft kann man das Acker-Hellerkraut auf Feldern finden, da es sich Herbiziden gegenüber unempfindlicher zeigt als andere Ackerwildkräuter. Der Name dieser Pflanze bezieht sich auf die auffälligen, einen knappen Zentimeter großen Samenschötchen. In ihrer Form erinnern sie an eine Münze (Heller als historische Währung). Diese fallen im Gegensatz zu den kleinen, unscheinbar weißlichen Blüten schon von weitem auf. Das Acker-Hellerkraut wird etwa 10-40 cm hoch und gehört zur Familie der Kreuzblütler.

Alexandersittich
Psittacula eupatria
Alexandersittich (<em>Psittacula eupatria</em>), © fotolia/marcohoffmann

Ein weiterer exotischer Einwohner ist der Alexandersittich. Im Vergleich zum Halsbandsittich ist dieser deutlich größer und hat rötliche „Schulterbänder“. Er ist auch viel seltener in Deutschland vertreten als der Halsbandsittich. Neben Hessen besetzt er lediglich Gebiete in Köln, Bonn und Düsseldorf. Hier im Schlosspark nutzen Alexandersittiche alte Bruthöhlen von Grünspechten oder auch Naturhöhlen. Dort haben sie auch ihre Schlafplätze. Nahrung finden die Tiere in Form von Knospen, Blättern, Blüten oder Früchten. Sie besuchen auch künstliche Futterstellen, doch eigentlich benötigen sie diese nicht, um über den Winter zu kommen.

Amsel
Turdus merula
Amselhahn. © S. Rösner

Jeder kennt den melodiös-flötenden Amselgesang, der wohlklingend und in unglaublicher Vielfalt meist vom First der Dächer vorgetragen wird. „Die Amsel ist, mit den menschlichen Maßstäben von Melodik, Harmonik und Rhythmik gemessen, der musikalisch höchststehende Singvogel Mitteleuropas“, so schrieb 1953 der Komponist Tiessen in seinem Standardwerk „Musik der Natur“. Der zeitgenössische Komponist Messiaen widmete der Meistersängerin gar mit „Merle noir“ das erste und wohl bekannteste seiner Vogelstücke. Heute kaum vorstellbar, war die Amsel früher ein „scheuer Waldvogel“. Sie brütete nur in dichten, feuchten und unterholzreichen Wäldern mit offenen Stellen für die Nahrungssuche. Durch die Verstädterung und die regelmäßige Besiedlung von Gärten ab dem 18. Jahrhun­dert erweiterte die Amsel ihr Areal und nahm im Bestand zu – denn sie profitierte von den kurz und feucht gehaltenen Rasenflächen.

Heute fehlt sie daher in kaum einem Gar­ten, gehört zu den häufigsten Brutvögeln und besiedelt fast alle Lebensräume. Die höchsten Siedlungsdichten mit mehr als 40 Brutpaaren pro 10 Hektar werden regelmä­ßig in durchgrünten Siedlungen und Parks, wie dem Frankfur­ter Palmengarten oder dem Hauptfriedhof Hanau, erreicht. In klimatisch begünstigten Städten können Amseln dreimal im Jahr brüten, manchmal sogar in milden Wintern.

Quelle: HGON 2010

Bachstelze
Motacilla alba

Bachstelzen fallen neben ihrer grau-weiß strukturierten Färbung auch durch ihr häufiges Schwanzwippen auf. Warum sie das tun – das weiß noch niemand so genau, aber es gibt Vermutungen. Einerseits glaubt man, das Schwanzwippen diene der Kommunikation. Da allerdings auch Individuen mit dem Schwanz rucken ohne in Gesellschaft anderer Artgenossen zu sein, geht man davon aus, dass diese Bewegung auch eine andere Funktion erfüllt. Vielleicht hilft es dabei, kleine Insekten vom Boden in niedriger, lückiger Vegetation aufzuscheuchen, damit diese einfacher zu finden sind und gefressen werden können. Entgegen ihres Namens hält sich aber die Bachstelze zur Nahrungs- und Brutplatzsuche nicht nur in der Nähe von Bächen auf. Sie ist außerdem in verschiedensten Offenlandtypen zu finden, sobald dort eine Wasserfläche vorhanden ist. Anders als andere Offenlandarten blieb ihr Bestand über viele Jahre konstant, doch vermehren sich Meldungen über Bestandsrückgänge in Deutschland. Und das, obwohl sie zum Brüten nur kleine Nischen benötigt, die überall, außer in geschlossenen Wäldern sein können.

Bärlauch
Allium ursinum

Bärlauch (Allium ursinum) neben Wanderweg in der Kühkopfaue. Ein eine Pflanzenart aus der Gattung Allium und somit verwandt mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch. Die in Europa und Teilen Asiens vor allem in Wäldern verbreitete und häufige, früh im Jahr austreibende Pflanzenart ist ein geschätztes Wildgemüse und wird vielfach gesammelt.

Baumfalke
Falco subbuteo

Baumfalken gehören wie alle Falken zu Nestrecyclern. Das heißt, sie benutzen alte, verlassene Nester vor allem von Krähen. Da in den 1960er/70er Jahren viele Krähennester entfernt wurden, fanden auch die Baumfalken weniger Nistmöglichkeiten und der Bestand verringerte sich. Zum Glück findet er heute aber wieder alte Nester. Da einige davon in Stadtnähe auf Hochspannungsmasten zu finden sind, konnte er nach und nach auch urbanere Gebiete erobern. Neben der Nestverfügbarkeit ist aber vor allem das Vorhandensein großer Schwalbenkolonien oder vieler Großinsekten, wie Maikäfern oder Libellen, ausschlaggebend für das Vorkommen von Baumfalken. Seine Beute schlägt er in einem atemberaubenden, wendigen Sturzflug, Insekten werden danach während des Gleitflugs gefressen. Zu erkennen ist der begabte Kleinvogeljäger, wenn er erwachsen ist, an seinem rötlichen Gefieder an den Beinen – auch Hosen genannt.

Baumpieper
Anthus trivialis
Auch mal auf dem Boden zu sehen. © M. Schäf

Als Bewohner halboffener Landschaften bevorzugt der Baumpieper sonnige Waldränder, lichte Laub- und Kiefernwälder oder auch Kahlschläge. Seit den 1980er Jahren nimmt der früher häufige und verbreitete Pieper in Hessen ab. Ursachen hierfür sind vermutlich zu hohe Nährstoffanreicherungen in den Brutgebieten, wodurch die halboffenen Lebensräume zuwachsen. Die charakteristischen Singflüge der Männchen sind in Hessen somit leider nicht mehr in allen Landesteilen zu bewundern.

Bekassine
Gallinago gallinago

Ähnlich wie das Braunkehlchen bevorzugt die Bekassine Feuchtwiesen mit  geringem Bodenbewuchs zum Brüten und zur Nahrungssuche. Durch den Verlust solcher Habitate, stark zunehmender Prädation und die intensive Bejagung der Art in Frankreich sinkt der Bestand der Bekassine allerdings in ganz Mitteleuropa. Nur durch die Anlage und Betreuung von Feuchtflächen in der hessischen Wetterau findet der Großteil des deutschen Bestandes geeignete  Brutflächen. Dort ist auch der beeindruckende Reviersturzflug der Tiere im Frühjahr zu beobachten. Beim Sturz in Richtung Boden bringt der „Fahrtwind“ die äußeren Schwanzfedern so stark zum Vibrieren, dass ein meckerndes Geräusch, ähnlich einer Ziege, entsteht, weshalb die Bekassine auch den Beinamen „Himmelsziege“ inne hat.

Bergpieper
Anthus spinoletta
Bergpieper. © M. Schäf

Den englischen Namen Water Pipit (Wasserpieper) verdankt der Bergpieper der früheren Arteinteilung nach der er zusammen mit dem Strandpieper zu einer Art gezählt wurde – dem Wasserpieper. Vor etwa 20 Jahren dann wurden Berg- und Strandpieper als zwei eigenständige Arten anerkannt. Im Gegensatz zum Strandpieper, der vorwiegend an den felsigen Küsten Nordeuropas zu finden ist, bevorzugt der Bergpieper die Gebirgsregionen Mittel- und Südeuropas zum Brüten. In Hessen werden sie vor allem während des Durchzuges und beim Überwintern festgestellt. Dafür halten sie sich vermehrt in Feuchtgebieten auf. Ein Brutnachweis gelang in Hessen schon seit den 1980er Jahren nicht mehr. Doch sollte sich ein Vogel noch im Mai oder Frühsommer in den hessischen Mittelgebirgen aufhalten, könnte dies zumindest einen Brutversuch darstellen.

Beutelmeise
Remix pendulina
Beutelmeise am Nest. © M. Hoffmann

Die kunstvoll geflochtenen Nester in Form eines Beutels hängen meist in Weiden und Pappeln. Obwohl die Beutelmeise in lang herabhängenden Zweigen von Laubbäumen an Flüssen und Seen oder in buschreichen Sumpfgebieten brütet, kann sie auf dem Zug auch in anderen Lebensräumen angetroffen werden. Sogar in einem Maisfeld, wie unser Beringungsprojekt mit der Uni Gießen zur Herbstzugzeit gezeigt hat. In Hessen ist die Beutelmeise ein Sommervogel und überwintert in Südeuropa. Verbreitungszentren bei uns sind der Nordteil des Hessischen Rieds, die Wetterau und die Westhessische Senke im Schwalm-Eder-Kreis. Bei uns kommen etwa 70 bis 120 Brutpaare vor. Übrigens gehört die Beutelmeise nicht zu den „echten“ Meisen, sondern wird in eine eigene Familie gestellt. Das hängt auch mit ihrer abweichenden Brutbiologie zusammen: Die Männchen bauen an mehreren Nestern, aber nur das vom Weibchen gewählte wird fertiggestellt. Diese Brutnester sind an ihrer ausgebauten Einschlupfröhre zu erkennen.

Literatur: Svensson 2011, HGON 2010

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