Borkener See


Schutzstatus:
Schlagworte: 
See
Borkener See. Südufer mit Überblick auf den Ort Nassenerfurth. © S. Rösner
  • 16 Sep, 2015
  • A. Ewerling

Gebietsbeschreibung

Der von Wiesen und Wäldern umgebene, künstlich durch Braunkohletagebau geschaffene Borkener See zählt mit seinen rund  139 ha zu den größten Seen in Hessen. Gemeinsam mit dem Singliser und dem Stockelacher See zählt er zum Borkener Seenland. Mit seinem oligotrophen (nährstoffarmen) Wasserkörper bildet er das Kernstück eines der größten und bundesweit bedeutsamsten Naturschutzgebiete, das vor allem als Rastgebiet für zahlreiche seltene Vogelarten dient. Aufgrund seines großen Wasserkörpers und seiner klimatisch milden Lage bleibt er lange eisfrei.

Das Gebiet ist durch einen ca. sieben Kilometer langen Radwanderweg erschlossen und die vielen Beobachtungsstände laden regelrecht zur Vogelbeobachtung ein. Lohnenswert ist ebenfalls ein Besuch des Naturschutzinformationszentrums Borkener See.

Uferschwalbe (<em>Riparia riparia</em>), © S. Rösner

Uferschwalbe ( Riparia riparia )

Artname (deutsch): 
Uferschwalbe
Englischer Artname: 
Sand Martin

Bei uns ist die Uferschwalbe nur im Sommerhalbjahr zu beobachten, denn den Winter verbringt sie in Westafrika. Ihr Gefieder ist oberseits graubraun und auf der Bauchseite weiß mit einem dunklen Brustband. Die Uferschwalbe ist ein Koloniebrüter und gräbt meterlange, waagerechte Brutröhren in sandige Steilufer mit frischen Erdabbrüchen. Durch den Ausbau der Fließgewässer fielen die Prallhänge und damit auch ihre Brutplätze weg. Daher finden wir sie seit Jahrzehnten nur noch in Sand- oder Kiesgruben, denn hier schaffen Bagger und Förderbänder die benötigten Steilwände. Damit wird die Uferschwalbe auch zu einem guten Beispiel für die Bedeutung von Sekundärlebensräumen, wenn die Primärhabitate nicht mehr existieren. So kommt gleichzeitig den Betreibern der Sand- und Kiesgruben eine hohe Verantwortung im Artenschutz zu.

Langfristig betrachtet ist ihr Bestand deutlich zurückgegangen. In Nordhessen besiedelt etwa die Hälfte der hessischen Population den Unterlauf der Eder mit anschließender Fulda. Dem Schwalm-Eder-Kreis kommt dabei die größte Bedeutung zu. 1980 wurde sogar eine der größten Binnenlandkolonien dort festgestellt – 1200 Brutröhren! 

Schellente ( Bucephala clangula )

Artname (deutsch): 
Schellente
Englischer Artname: 
Common Goldeneye

Das Brutgebiet der Schellente umfasst Nord- und Osteuropa und in Deutschland die nordöstlichen Niederungen. Hessen ist davon normalerweise ausgenommen, 1985 gab es allerdings den ersten Brutversuch im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Als Höhlenbrüter bevorzugt die Schellente Uferbereiche von Seen, die mit Wäldern umgeben sind, denn sie nutzt alte Baumhöhlen, Schwarzspechthöhlen oder auch geeignete Nistkästen.

Einzelne Bruten in Niedersachsen und Bayern deuten darauf hin, dass die Schellente auch lokal im mitteleuropäischen Binnenland brütet. Da die seltenen Sommerbeobachtungen in Nordhessen zunehmen, kann vielleicht bald mit einer Schellentenbrut bei uns gerechnet werden. Sonst überwintert sie regelmäßig bei uns, wo sie entlang größerer Fließ- und Stillgewässer gut beobachtet werden kann.  Der englische Name Goldeneye verweist auf die gelbe Iris und der deutsche Name auf das schellende Fluggeräusch, das durch die besondere Form der Handschwingen der Männchen ausgelöst wird (clangula). Bucephala bedeutet „Ochsenkopf“ und deutet den proportional größeren Kopf im Vergleich zu anderen Enten an.

Birkenzeisig ( Carduelis flammea )

Artname (deutsch): 
Birkenzeisig
Englischer Artname: 
Common Redpoll

1980 brütete der erste Birkenzeisig in Osthessen – damit begann eine der interessantesten Ansiedlungsgeschichten der hessischen Vogelwelt. In den 1980er Jahren folgten Bruten in Marburg, Kassel, Frankfurt, Darmstadt, im Lahn-Dill-Kreis und Taunus, so dass weite Teile Nord- und Mittelhessens besiedelt waren. Südlich des Mains fehlt die Art allerdings fast vollständig.

Als Brutplätze dienen lockere Bepflanzungen von Nadelbäumen, viele Birken, kurzgeschorene Rasen und offene Flächen in Ortslagen – damit ähneln die Lebensräume den lichten, subalpinen Nadelwäldern, Hochmooren und Heideflächen. Durch die Zunahme großflächiger Nadelholzaufforstungen in Großbritannien und die Ausbreitung in den Hochlagen der Mittelgebirge im östlichen Mitteleuropa wurde Hessen wahrscheinlich aus zwei Richtungen besiedelt. Gut zu erkennen ist der Birkenzeisig an seinem „feuerroten“ Vorderscheitel, der auch zum Artnamen flammea geführt hat. Bei uns kommt die Unterart cabaret vor – diese „Alpenbirkenzeisige“ sind etwas kleiner und dunkler als die „Taigabirkenzeisige“ aus Fennoskandinavien.

Literatur: Svensson 2011, HGON 2010, Wember (2007): Die Namen der Vögel Europas