Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Rotleibiger Grashüpfer
Omocestus haemorrhoidalis

Wie auch alle anderen Insektenarten, die hier für den Griesheimer Sand vorgestellt wurden, liebt auch der Rotleibige Grashüpfer das warme Klima der Region. Offiziell ist er für warme Gebiete sogar eine Zeigerart – auch Indikatorart genannt, gehört aber in Hessen zu den stark gefährdeten Arten. Deshalb ist der Griesheimer Sand auch ein so wichtiges Verbreitungsgebiet für diesen Grashüpfer Besonders bevorzugt er Orte mit wenig Vegetation, die trocken sind. Demnach ist er vor allem bei Heideflächen, Steinbrüchen oder auch auf Trockenrasen aufzufinden. Die kleinen Männchen geben kurze, schabende Geräusche von sich, um die deutlich größeren Weibchen anzulocken und sie von ihrer Inneren Größe zu überzeugen.

Rotmilan
Milvus milvus

Unverwechselbar ist dieser elegante Greifvogel mit seiner großen Spannweite und dem tief gegabelten Schwanz – daher kommt auch der Name „Gabelweihe“. Der Rotmilan besiedelt vor allem Landschaften aus einem Mosaik aus kleineren Wäldern, Wiesen und Äckern. Er brütet meist am Waldrand, benötigt aber offene Flächen zur Nahrungssuche. Seine Beute besteht aus kleinen Wirbeltieren und Aas. Im Frühjahr besteht sie bis zu einem Drittel aus Regenwürmern.
Seine Verbreitung ist auf Europa beschränkt und allein in Deutschland brütet mit etwa 12000 Paaren gut die Hälfte der Population. Hessen beherbergt einen überdurchschnittlich hohen Anteil von etwa 10 % des deutschen und 5 % des europäischen Bestandes. Nicht ohne Grund haben wir Hessen also eine immense Verantwortung für den Schutz und Erhalt dieser Art.
Die Gefährdungsursachen sind vielfältig: Der rückläufige Grünlandanteil unserer Agrarlandschaften beeinflusst die Siedlungsdichte und den Bruterfolg. Ackerflächen bieten dem Rotmilan gerade während der Brutzeit offenbar nicht genug Nahrungsressourcen. Auch in den Überwinterungsgebieten in Spanien hat sich die Nahrungsverfügbarkeit durch die Schließung von Mülldeponien und Schindanger verschlechtert. Hinzu kommt der sehr hohe illegale Verfolgungsdruck, vor allem in Frankreich und Spanien. In Deutschland kommen viele Milane an Mittelspannungsleitungen, durch illegal ausgebrachte Giftköder, im Straßenverkehr und an Windenergieanlagen um.
Grund genug, sich an jedem der einzigartigen Segelflieger zu freuen und alles für den Schutz des Vogels zu tun, für den wir Europäer allein Verantwortung tragen.

Mehr Infos zum Rotmilan-Projekt der HGON „Rettet die Roten“: www.rotmilane.eu. Halten Sie die Augen offen nach markierten Tieren und geben Sie Ihre Beobachtungen weiter!

Saatkrähe
Corvus frugeligus

In Hessen besiedeln Saatkrähen traditionell nur die Flusstäler von Kinzig, Main, Rhein und Lahn. Sie suchen ihre Schlafplätze unter lautem Geschrei auf. Aufgrund der Geräuschkulisse in Brutkolonien wurden sie in Siedlungen bekämpft. Auch in letzter Zeit werden wieder mehr Gerüchte über die illegale Beseitigung dieser Singvögel laut. Dabei sind die cleveren Krähen das ganze Jahr über zu bestaunen und ihre Gewieftheit ist bemerkenswert. Im Gegensatz zu den bekannten, schwarzen Rabenkrähen weisen Saatkrähen eine helle Schnabelbasis auf.

Sand-Strohblume
Helichrysum arenarium
Die Sand-Strohblume wächst an trockenen und sandigen Stellen. Man findet sie z.B. in Sandmagerrasen und lichten, sandigen Kiefernwäldern in Südhessen. An diese Standorte ist sie besonders angepasst. Die filzige Behaarung ihrer schmalen Blätter dient als Verdunstungs- und Strahlungsschutz. Die kleinen, kugeligen Blüten sind gelb und stehen meist zu mehreren dicht gedrängt an der Spitze des 15-30 cm hohen Stängels. Wie bei der verwandten Garten-Strohblume sterben die ausgewachsenen Blütenblätter ab und Fühlen sich dann trocken und strohig an. Darauf bezieht sich auch der Name „Strohblume“. Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober.
Scheidiges Wollgras
Eriophorum vaginatum

Wohl kaum eine Pflanze der Hochmoore springt so schnell ins Auge wie das Scheidige Wollgras. Ihren Namen verdanken die Wollgräser ihren „puscheligen“ Fruchtständen. Jeder Samen dieser ansonsten eher unscheinbaren Gräser ist mit einem weißen Haar versehen, das der Windausbreitung dient. Wollgräser sind typisch für verschiedene Moortypen. Im Sommer können sie Moorflächen in Meere kleiner weißer „Flauschbälle“ verwandeln. Das Scheidige Wollgras ist an die nährstoffarmen und sauren Bedingungen der Hochmoore angepasst und kann nur dort wachsen; dementsprechend klein ist seine Verbreitung im moorarmen Hessen.

Schellente
Bucephala clangula

Das Brutgebiet der Schellente umfasst Nord- und Osteuropa und in Deutschland die nordöstlichen Niederungen. Hessen ist davon normalerweise ausgenommen, 1985 gab es allerdings den ersten Brutversuch im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Als Höhlenbrüter bevorzugt die Schellente Uferbereiche von Seen, die mit Wäldern umgeben sind, denn sie nutzt alte Baumhöhlen, Schwarzspechthöhlen oder auch geeignete Nistkästen.

Einzelne Bruten in Niedersachsen und Bayern deuten darauf hin, dass die Schellente auch lokal im mitteleuropäischen Binnenland brütet. Da die seltenen Sommerbeobachtungen in Nordhessen zunehmen, kann vielleicht bald mit einer Schellentenbrut bei uns gerechnet werden. Sonst überwintert sie regelmäßig bei uns, wo sie entlang größerer Fließ- und Stillgewässer gut beobachtet werden kann.  Der englische Name Goldeneye verweist auf die gelbe Iris und der deutsche Name auf das schellende Fluggeräusch, das durch die besondere Form der Handschwingen der Männchen ausgelöst wird (clangula). Bucephala bedeutet „Ochsenkopf“ und deutet den proportional größeren Kopf im Vergleich zu anderen Enten an.

Schilf
Phragmites australis
Schilf ist die prägende Pflanze der Gewässerufer und Verlandungszonen schlechthin. Mit seinen unterirdischen Wurzelausläufern kann sich dieses mehrere Meter hohe Gras flächig ausbreiten, was zur Entstehung ausgedehnter „Schilfwälder“ führt; ein Landschaftselement, das für viele Feuchtgebiete Hessens typisch ist. Schilfröhrichte sind von elementarer Bedeutung für die Vogel- und auch sonstige Tierwelt an Gewässern. Der Bestandteil „Rohr“ im Namen weist oft auf einen typischen Schilfbewohner hin. Ein Beispiel hierfür sind die Rohrsänger – eine Gattung von im Schilf brütenden Singvögeln.
Schnatterente
Anas strepera

„Schnatterenten“ gibt es nicht nur bei Menschen, nein, auch die Vogelart existiert wirklich. Durch ihr unauffälliges Gefieder sind sie leicht mit weiblichen oder männlichen (im Schlichtkleid) Stockenten zu verwechseln. Anders als die Stockenten besitzen sie allerdings, im Gegensatz zu einem bläulichen, einen weißen Flügelspiegel. Schnatterenten kommen in Hessen seit den 1970er Jahren vor, aber jährlich brüten sie hier erst seit den 1990ern. Sie halten sich gewöhnlich in Verlandungszonen nährstoffreicher Flachgewässer auf, allerdings müssen diese auch eine relativ große, freie Schwimmfläche haben. Durch milder werdende Winter, verbleiben Schnatterenten auch öfter in Süddeutschland. Dadurch brüten sie auch häufiger in Teilen Südhessens und sie verbreiterten ihr Brutareal weiter in Richtung Westen.

Schwanzmeise
Aegithalos caudatus

Schwanzmeisen zeigen ein einzigartiges Sozialverhalten in Europa. Sie leben den Großteil des Jahres über in Schwärmen, um das Revier gemeinsam zu verteidigen, sich gegenseitig bei der Jungenaufzucht zu helfen und nachts schlafen sie eng aneinander gekuschelt. Sie leben bevorzugt in Mischwäldern und dort, wo es Gebüsch und Gehölz in der Nähe feuchter Böden. Sie kommen aber auch in Obstgärten, städtischen Gegenden und Parks vor. Generell sind Schwanzmeisen recht weit verbreitet (15000 – 20000 Reviere in Hessen). Wenn Sie die Tiere beobachten wollen, achten Sie auf einen kugeligen Oberkörper mit einem langen Schwanz dran – ihrem Namen machen die Kleinen nämlich alle Ehre.

Schwarzhalstaucher
Podiceps nigricollis

Hessen gehört zu den westlichsten Verbreitungsgebieten des Schwarzhalstauchers. Dieser brütet hier bevorzugt an anthropogen beeinflussten, flachen, algenreichen, fischarmen Gewässern. Dort finden sie zur Brutzeit genügend Nahrung für die Jungen. Sie jagen vor allem Wasserinsekten und verfüttern sie an die Küken. Diese verbringen ihre Zeit entweder wartend im frei schwimmenden Nest oder werden von ihren Eltern auf dem Rücken mit über das Wasser genommen. Die schwarz gestreiften Köpfe der Jungen gucken dabei häufig aus dem dunklen Rückengefieder des Elterntieres hervor.  Erwachsene Schwarzhalstaucher im Prachtkleid lassen sich dabei sehr gut an ihren roten Augen mit den gelben Ohrbüscheln am schwarzen Kopf erkennen. 

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