Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Mittelspecht
Dendrocopos medius

In Eichenwäldern mit alt- und totholzreichem Bestand sind brütende Mittelspechte relativ häufig anzutreffen. Obwohl die Art bis in die 1990er noch als selten galt, wurde bei der hessenweiten Spechtkartierung im Jahr 2004 festgestellt, dass sie doch einigermaßen oft in fast ganz Hessen vorkommt. Damit stellt Hessen auch den Verbreitungsschwerpunkt für Deutschland dar, denn hier leben etwa ¼ des gesamtdeutschen Bestandes. In manchen südhessischen Gebieten besiedeln Mittelspechte neben den bevorzugten, alten Eichen auch in die Jahre gekommene Eschen, Kiefern, Erlen und Hybridpappeln, weil dort ihr Bestand so dicht geworden ist. Da die Rufe des Mittelspechtes sehr ähnlich zu denen des Buntspechtes sind und sie sehr heimlich leben, wurde vielleicht deshalb die Anzahl der Mittelspechte in früheren Jahren unterschätzt. Denn nur im Frühjahr fallen sie durch ihr Gequäke während der Balz wirklich auf.

Moorbirke
Betula pubescens carpatica

Diese Unterart der Moorbirke (Betula pubescens) erreicht in Hessen ihre westliche Verbreitungsgrenze. Sie wächst auf bodensauren Standorten und wird daher vor allem in Hochmoorbereichen und deren Umfeld angetroffen. In Hessen kommt diese Baumart ausschließlich in der Rhön und an einem versprengten Standort im Hohen Vogelsberg vor. Der Bohlenweg am Roten Moor in der Rhön führt durch knorrige Karpatenbirkenwälder, in deren Unterwuchs man auch weitere Besonderheiten wie den Siebenstern entdecken kann. Von der in ganz Hessen häufigen Hängebirke (Betula pendula) ist sie auf den ersten Blick nicht leicht zu unterscheiden. Im Gesamteindruck fallen der gedrungenere Wuchs, die nicht oder kaum hängenden Zweige und die nicht ganz so leuchtend weiße Rind der Moorbirke auf. Die behaarten Triebspitzen stellen das beste Unterscheidungsmerkmal dar und gaben der Moorbirke ihren wissenschaftlichen Namen (pubescens = behaart).

Mornell
Charadrius morinellus
Mornell auf einem Acker-Rastplatz. © S. Rösner

Wie auch der Goldregenpfeifer gehört der Mornellregenpfeifer in die Gruppe der Watvögel und brütet insbesondere im Nordwesten Europas, auf den Britischen Inseln und in Fennoskandinavien, aber auch in den Alpen ab meist 2000 Höhenmetern. Im hohen Norden bewohnt er die Tundra über der Baumgrenze oder die Fjällflächen, er bevorzugt eine niedrige oder lückige Vegetation. In Deutschland ist er dagegen als Durchzügler zu beobachten, denn als Langstreckenzieher überwintert er im Trockengürtel Nordafrikas und Vorderasiens. Daher rastet er bei uns auch auf steppenähnlichen, trockenen Flächen und ist in Hessen am besten auf exponierten Äckern zu finden. Besonders seit den 1990er Jahren ist er in Deutschland im Frühjahr oder Herbst keine absolute Rarität mehr. Seine Durchzugszeit bei uns ist eng begrenzt und so lohnt es sich zwischen Mitte August und Mitte September gezielt am Morgen oder Abend Ackerflächen nach dieser schönen Limikole „abzuscannen“. Bis auf ihre kontrastreiche Schwanzzeichnung sind die Mornellregenpfeifer allerdings wenig auffällig und am besten bei der Landung auf oder beim Abflug von einem Acker zu entdecken.

Nachtigall
Luscinia megarhynchos
Nachtigall, eine heimliche Drossel. © M. Schäf

Die Nachtigall bewohnt gebüschreiche, offene Wälder, Waldränder und Halboffenland sowie reich strukturiertes Offenland, wo sie in der dichten Kraut- oder Falllaubschicht ausreichend Insekten als Nahrungsquelle finden kann. Ihr Gesang, den sie ab Mitte April bis Ende Juni vorträgt, ist besonders auffällig und wohltönend. Doch nach der Brutzeit schweigt sie vorerst, obwohl sie erst im Laufe des Augusts Richtung Subsahara abzieht. Da sie ihren Gesang gerne in milden Nächten vorträgt, wusste schon Romeo: „Es ist die Nachtigall und nicht die Lerche.“

Neuntöter
Lanius collurio
Neuntöter (<em>Lanius collurio</em>) mit Beute. © M. Schäf
Hecken und Gebüschreihen mit hohem Insektenvorkommen stellen für den Neuntöter ein kleines Paradies dar, wenn er im Grünland auf Nahrungssuche geht, um seine Brut aufzuziehen. Dabei hortet er regelrecht erbeutete Käfer und Heuschrecken, aber auch kleine Mäuse um sie später entweder selbst zu fressen, oder an seine Jungen zu verfüttern. Neben der Nahrungsverfügbarkeit sind die erfolgreiche Jungenaufzucht und die Populationsentwicklung vor allem von der Niederschlagsmenge abhängig. So sind seit den 1970er Jahren wieder Bestandszunahmen durch wärmere Sommermonate und Naturschutzmaßnahmen zu verzeichnen, nachdem durch ungünstige klimatische Verhältnisse und Verlust von Lebensräumen zunächst ein Populationsrückgang hervorgerufen wurde. Nach der Brutzeit fliegen Neuntöter nach Afrika in die Überwinterungsgebiete. Allerdings zieht es sie über das östliche Mittelmeer in Richtung Uganda und Kenia. Die meisten anderen Zugvögel fliegen entlang des westlichen Mittelmeers in westliche und zentrale Überwinterungsbiete in Afrika.
Rote Liste II (Hessen), Besondere Anhang Art FFH
Nilgans
Alopochon aegyptiacus
Nilgans mit Jungvögeln (im Februar) © S. Rösner

Wie ihr Name vermuten lässt, stammt die Nilgans eigentlich aus Afrika. Aufgrund des Aussetzens einiger Individuen, kommt sie auch in Europa vor. Dabei breitete sie sich von England und Holland in Richtung Osten und Süden aus. Beliebte Brutplätze sind Flusstäler oder auch Parkgewässer in Städten. Aber es kommt auch vor, dass sie eher ungewöhnliche Neststandorte, wie Storchennester, Greifvogelhorste oder hohe Gebäude nutzt. In offenen Landschaften verhalten sich Nilgänse in der Nähe ihres Nestes eigentlich recht unauffällig, aber in Städten an Parkgewässern können sie durchaus aggressiv wirken. Dennoch konnte bisher nicht belegt werden, dass Nilgänse einen negativen Einfluss auf die Bestandsentwicklungen anderer heimischer Arten haben. Allerdings konnten im Wiesbadener und Frankfurter Raum gezeigt werden, dass Nilgänse umso aggressiver an Parkgewässern werden, je mehr unkontrollierte Zufütterungen  stattfinden. Hier zeigt sich also, dass die Wasservogelfütterungen, die neben der negativen Auswirkungen auf den Gewässerzustand und den Gesundheitszustand der Tiere, auch Einfluss auf die Aggressivität der Nilgänse haben.

Orpheusspötter
Hippolais polyglotta

Auch der Orpheusspötter fühlt sich sichtlich wohl an den sonnenbeschienen Stellen entlang des Rheins. Allerdings bevorzugt er im Vergleich zu der Zipp- und Zaunammer die Brachflächen mit lückigen, hohen Gräsern und Gebüschen um dort zu brüten. An der Wahl des Brutplatzes lässt sich der Orpheusspötter auch recht gut von seiner Zwillingsart – dem Gelbspötter – unterscheiden. Denn der Gelbspötter brütet in reich strukturierten, feuchten Laub- und Auwäldern. Der Orpheusspötter hat sich von Frankreich kommend  in unsere Regionen rasant ausgebreitet. Interessanterweise sind die Ursachen für die Arealausweitung noch immer unklar. 

Pirol
Oriolus oriolus

Dieser bunte Exot lebt versteckt in den Wip­feln hoher Laubbäume. Der Gesang des Pirols, der mit „Düdlio“ wiedergegeben werden kann, ist gut nachzupfeifen und brachte ihm den lautmalerischen Namen „Vogel Bülow“ ein. Am Pirol fand Bernhard-Viktor von Bülow wohl so Gefallen, dass er den französischen Namen „Loriot“ zu seinem Künstlernamen machte. Während der Pirol in Nordhessen zu den seltenen Vogelarten gehört, ist er in den wärmeren, südhessischen Niederungen weitverbreitet. Hier bevorzugt er Au- und feuchte Laubwälder, trockene Eichenwälder oder auch Hybridpappelwäldchen.

Pirol
Oriolus oriolus
Pirole sind schwer zu entdecken. © M. Schäf
Dieser bunte Exot lebt versteckt in den Wipfeln hoher Laubbäume. Der Gesang des Pirols, der mit „Düdlio“ wiedergegeben werden kann, ist gut nachzupfeifen und brachte ihm den lautmalerischen Namen „Vogel Bülow“ ein. Am Pirol fand Bernhard-Viktor von Bülow wohl so Gefallen, dass er den französischen Namen „Loriot“ zu seinem Künstlernamen machte. Während der Pirol in Nordhessen zu den seltenen Vogelarten gehört, ist er in den wärmeren, südhessischen Niederungen weitverbreitet. Hier bevorzugt er Au- und feuchte Laubwälder, trockene Eichenwälder oder auch Hybridpappelwäldchen.
Rauchschwalbe
Hirundo rustica
Rauchschwalben (Jungvögel) auf Weidezaun. © S. Rösner
Die Rauchschwalbe hat weltweit eines der größten Verbreitungsgebiete unter den Singvögeln. Ihr Vorkommen erstreckt sich von Nordafrika bis nach Eurasien, zur Pazifikküste nach Nordamerika. Im Gegensatz zur Mehlschwalbe ist sie in Hessen vor allem vom Vorhandensein von Viehställen anhängig. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Viehhaltungen hat sich zwischen 1979 und 2000 allerdings um ein Drittel reduziert und damit auch das Nistplatzangebot für Rauchschwalben. Da Rauchschwalben zu den Zugvögeln zählen, wandern sie im Herbst in ihre afrikanischen Wintergebiete. Dort nutzen sie gemeinschaftlich große Schlafplätze. Da sie in Afrika aber als Nahrungsquelle dienen, werden jährlich bis zu 200000 Rauchschwalben an den Schlafplätzen gefangen. Auch das hat zum Bestandsverlust der letzten Jahre beigetragen.

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