Tier- und Pflanzenarten

Jedes Ökosystem hat ganz spezielle Artengemeinschaften (sogenannte Biozönosen), die durch viele Tier- und Pflanzenarten charakterisiert werden. Viele Arten (z.B. Amsel oder Brombeere) können an einer Vielzahl von Standorten vorkommen. Andere Arten widerum sind Spezialisten und brauchen ganz bestimmte Umweltbedingungen, um existieren zu können (z.B. Rohrdommel, Orchideen). Hier stellen wir Ihnen eine Vielfalt an Arten vor, die entweder häufig oder selten sind, aber alle in mindestens einem unserer vorgestellen "Naturpade"-gebiete anzutreffen sind.

Vielleicht entdecken Sie ja altbekannte oder auch neue Arten, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben und nach denen Sie vielleicht mal die Augen bei einem kleinen Spaziergang offen halten möchten ... ?!

Artnamesort descending Beschreibung Schutzstatus
Halsbandsittich
Psittacula krameri

Ein exotischer Anblick bietet sich Ihnen im Biebricher Schlosspark. Der Halsbandsittich lebt dort als erfolgreicher Neozoe seit den späten 1990er Jahren. Der eigentlich aus Asien und Afrika stammende Sittich fand seinen Weg in die deutsche Wildnis, in dem er entweder aus Haltungen ausbrach oder absichtlich von Menschen ausgesetzt wurde. In weitläufigen Parks besiedelt er Baumhöhlen und brütet erfolgreich. Um die Jahrtausendwende rum wurde nachgewiesen, dass die hessischen Vorkommensgebiete durch ihre klimatisch günstigen Verhältnisse etwa ein Drittel aller in Deutschland vorkommenden Halsbandsittiche beherbergen.

Haubenmeise
Parus cristatus
Haubenmeisen kommen vorwiegend in Nadelwäldern vor. Damit gehören sie neben Fichtenkreuzschnäbeln, Erlenzeisigen, Tannenmeisen und Tannenhähern zu den wenigen Arten, die von den großen Nadelholzaufforstungen im letzten Jahrhundert profitiert haben. Ähnlich wie die Weidenmeise, brütet auch die Haubenmeise selten in künstlich angebrachten Nistkästen. Auch sie bevorzugt es, in Weich- oder Totholz ihre eigenen Bruthöhlen zu zimmern. In Ortschaften kommt sie nicht sehr häufig vor. Allerdings erreichen die Nadelbäume, die in ehemaligen Neubaugebieten gepflanzt wurden, langsam ein recht günstiges Alter, um für die Haubenmeise für das Brutgeschäft nützlich zu werden. Deshalb rücken sie mancherorts doch in die städtischen Regionen vor und können zeitweilig dort gesichtet werden.
Haubentaucher
Podiceps cristatus

Haubentaucher brüten an größeren Gewässern aller Art, wie Seitengewässer größerer Flussauen oder auch in gestauten Bereichen von Flüssen. In Hessen erreichen sie am Edersee den höchsten Brutbestand mit etwa 50 Paaren. In den Rheinauen ist ihre Dichte dagegen stark zurückgegangen. Die vom Menschen verursachten Schwankungen im Wasserstand, Verfolgung und schlechte Wasserqualität machten dem Haubentaucher vor allem in den 1970er Jahren zu schaffen. Durch Schutzmaßnahmen und ein besseres Nahrungsangebot konnte sein Bestand wieder ansteigen. Haubentaucher machen ihrem Namen alle Ehre: Vom Rücken ihrer Eltern aus können die kleinen Küken kurz nach dem Schlupf schon Tauchgänge bis zu 40 m Tiefe meistern. Besonders eindrucksvoll sind auch die Balztänze, die das Paar synchron oder spiegelbildlich vorführt und die schon im Spätwinter beobachtet werden können.

Haussperling
Passer domesticus

Unsere Spatzen, wie wir ja zu den Haussperlingen zu sagen pflegen, sind eigentlich jedem ein Begriff, da sie überall in der Nähe von Menschen anzutreffen sind. Haussperlinge nisten sogar bei den Menschen – unterhalb von Dächern in Spalten oder Mauernischen und am liebsten in kleinen Kolonien. Manchmal nutzen sie aber auch künstlich angelegt Nisthilfen oder Baumhöhlen. Da sie so eng an die Häuser der Menschen gebunden sind, um zu brüten, haben sie allerdings das gleiche Problem wie auch Mauersegler. Durch Sanierungen der Wohnsiedlungen werden Einfluglöcher zerstört und Brutmöglichkeiten dadurch vernichtet. Außerdem wurde es für die Spatzen immer schwieriger im Zuge von Flächenversiegelung und geringerer Hühner- oder Viehhaltung Nahrung für die Jungenaufzucht zu finden. So, können sie heutzutage seltener das Potenzial ihrer bis zu vier Gelege à fünf Eiern im Jahr ausnutzen, und so ist der Bruterfolg im Gegensatz zu früheren Jahren deutlich geringer.

Deutschland: Rote Liste - Vorwarnliste
Heckenbraunelle
Prunella modularis

Die unscheinbare Heckenbraunelle kann auf den ersten Blick an den Haussperling erinnern, man erkennt aber bei genauerem Hinsehen eine blei-graue Gesichtsmaske und der Rest des Körpers scheint mehr oder weniger einheitlich braun zu sein. Der Haussperling hingegen hat eine hellere, gräuliche Bauchseite. Da die Heckenbraunelle zwar eigentlich eine Waldvogelart ist, aber nicht auf Altholzbestände angewiesen ist und außerdem viele verschiedene Habitate als Brutorte nutzt (zum Beispiel auch Rapsfelder), gilt sie als ungefährdet. Obwohl sie im Frühjahr vielen mit ihrem lauten, zeitigen Gesang schon mal aufgefallen sein könnte, ist sie dennoch wenigen bekannt. Vor allem ihr verstecktes Leben macht es dabei natürlich schwer den Vogel mit der lauten Stimme mal genauer „unter die Lupe“ zu nehmen.

Höckerschwan
Cygnus olor

Der Höckerschwan brütet vorzugsweise an Stillgewässern in Auen größerer Flüsse. In besonders geeigneten Lebensräumen kann er hohe Dichten erreichen. Teilweise gibt es auch größere Vorkommen an Parkgewässern in Städten, wie in Frankfurt oder Marburg. Im Winter können wir Höckerschwäne oft auch in Trupps auf Feldern und Wiesen beobachten. Im Gegensatz zu Norddeutschland sind Höckerschwäne in Hessen nicht einheimisch, da sie über mehrere Jahrhunderte hinweg als Parkgeflügel ausgesetzt wurden. Nachdem der Bestand im Laufe des Zweiten Weltkriegs aufgrund des Hungers in der Bevölkerung weitgehend erloschen war, kam es erst wieder 1959 zur ersten Brut außerhalb von Parks. Seitdem hat der Bestand kontinuierlich zugenommen, auch wenn vielerorts ansässige Brutpaare nicht (mehr) brüten.

Das Märchen vom hässlichen Entlein? Nicht unbedingt: Eine interessante Besonderheit ist die sogenannte „Immutabilis-Variante“: Normalerweise sind die Dunenküken und Jungvögel grau, bei den Immutabilis dagegen sind die Jungen weiß. Diese Farbvariante  wurde vermutlich in historischer Zeit gezüchtet. Bei den Zählungen 2001 und 2002 gehörten etwa die Hälfte (46 %) dieser Farbvariante an, wobei häufig auch beide Formen in einer Schwanenfamilie auftreten. Immutabilis-Vögel sind zeitlebens durch fleischfarbene Beine und Schwimmhäute gekennzeichnet, ihnen fehlt der Farbstoff Melanin. Übrigens gehören die Höckerschwäne tatsächlich zur Familie der Entenvögel, genau wie die Gänse.

Hohltaube
Columba oenas
Holhtaube, eine Waldvogelart. © S. Rösner (c)
Die überwiegend in alten Buchenwäldern vorkommenden Hohltauben brüten bevorzugt in verlassenen Specht- und anderen Baumhöhlen. Ihr Ruf ist leicht einprägsam, da er nur aus zwei Silben besteht und mit „Hu-re“ wiedergegeben werden kann. Verwechselbar wäre dieser vielleicht mit dem des Uhus, doch hört man die Hohltaube tagsüber. Durch die intensivierte Waldbewirtschaftung in den 1970er Jahren, gingen mehr und mehr geeignete Bruthöhlen verloren, sodass Hohltauben zu dieser Zeit seltene Brutvögel wurden. Darauf reagierend wurden Biotop- und Artenschutzmaßnahmen eingeführt, in denen der Erhalt von Altholzinseln und das Ausbringen spezieller Nistkästen im Fokus standen. Seitdem erholen sich die Bestände wieder, sodass brütende Tiere nun auch wieder Baumöhlen in Stadtparks und Obstwiesen besetzen, wie sie es auch schon Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts getan haben.
Italienische Schönschrecke
Calliptamus italicus

Diese für Heuschrecken-Verhältnisse auffallend bunt gezeichnete Art mit im Flugsprung leuchtend roten Hinterflügeln ist eine wirkliche Spezialität auf dem Griesheimer Sand. In guten Jahren entwickeln sich hier mehrere tausend Individuen, so dass dieses Vorkommen als eines der größten in der gesamten Bundesrepublik gilt. In den 1930er Jahren vermehrte sich die damals allgemein häufigere Heuschrecke um Griesheim sogar derart, dass man eine Bekämpfung für notwendig hielt. Die roten Hinterflügel sind im Sitzen übrigens zur besseren Tarnung von den Vorderflügeln überdeckt und nicht zu sehen.

Die Italienische Schönschrecke gehört zu einer der drei in Deutschland vorkommenden Knarrschrecken. Kennzeichnend für diese Familie der Heuschrecken ist ein länglicher Zapfen, der sich zwischen den Vorderbeinen befindet. Im Gegensatz zu anderen Schrecken zirpen Knarrschrecken mit ihren Mundwerkzeugen (Mandibeln). Stridulationsorgane zur Lauterzeugung, die sich sonst bei Heuschrecken an den Vorderflügeln befinden, besitzen sie nicht. Männliche Italienische Schönschrecken geben sich beim Zirpen auf warmen, vegetationsarmen Flächen so viel Mühe, dass dabei ihr gesamter Körper mitarbeitet. So werden ihre Gesänge durch rhythmische Zuckungen der Hinterbeine, Fühler und Taster untermalt.

Kampfläufer
Philomachus pugnax

So kampfeserprobt und robust wie der Name vermuten lässt, scheint der Kampfläufer im Kampf gegen Klimawandel und Lebensrumverlust leider nicht zu sein. Er zählt zu den seltensten und empfindlichsten Feuchtwiesenbewohnern in Deutschland und kommt in Hessen nur noch als Durchzügler von März bis Mai vor. Der einzige Brutnachweis für Hessen stammt aus dem Jahr 1859. Doch seitdem das damalige Brutgebiet (Rhäden von Obersuhl HEF) trockengelegt wurde, konnte keine Brut mehr nachgewiesen werden. Derzeit brüten Kampfläufer in Deutschland nur noch an den Küsten. Dort können ihre unter Limikolen einzigartigen Balzkämpfe bestaunt werden. Wer weiß für wie lang noch…

Kanadagans
Branta canadensis
Kanadagans. © M. Schäf

Zwischen den Graugänsen befinden sich auch Gänse mit schwarzen Köpfen und weißen Kinnbändern – Kanadagänse. Die ursprünglich nordamerikanischen Vögel haben ihren Weg über Schweden und Großbritannien nach Deutschland gefunden und werden daher als Neozoen bezeichnet. Sie brüten in der Verlandungszone größerer Gewässer und sind vor allem in der südhessischen Rhein- und Untermainebene anzutreffen. Da sie wenig scheu sind, kommen sie regelmäßig auch in Siedlungsbereichen und an Badeseen vor. Dort ernähren sie sich ähnlich wie Graugänse von Gräsern und Wasserpflanzen.

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